Wirtschaft

Kann man sich gegen die Folgen von Terror versichern?

Terroranschläge wie jene von Paris und Brüssel sorgen natürlich in erster Linie für viel menschliches Leid. Es entsteht aber auch ein enormer finanzieller Schaden - auch damit müssen Betroffene fertig werden.

Seit den Terroranschlägen von New York im September 2001 bieten immer mehr Versicherungen Modelle an, die durch Terror verursachte Schäden abdecken.

In Österreich existiert seit 1.September 2003 ein entsprechender Terrorpool. Das funktioniert so, dass Versicherungsnehmer, die sich gegen das Terrorrisiko versichern wollen, dies im Zusammenhang mit dem Abschluss einer Sachversicherung (außer Haftpflicht-, Rechtsschutz- und Transportversicherung) bei einem Versicherungsunternehmen tun können. Das Versicherungsunternehmen bietet Deckungsschutz bis 5 Millionen Euro. Schadenleistungen werden aus dem Pool erbracht, erklärt der Versicherungsverband Österreich.

Jährlich werden für den Terrorpool von den heimischen Versicherungen 200 Millionen Euro bereitgestellt (75 Millionen Euro werden von den Erstversicherern und 125 Millionen Euro von den Rückversicherern getragen). Schäden, die über diese Summe hinausgehen, sind allerdings nicht mehr gedeckt. Die Versicherungen wollten den Staat mit ins Boot holen, um auf eine höhere Summe (die Versicherungen hatten auf eine Vervierfachung gehofft) zu kommen - bislang allerdings vergeblich. Derartige Lösungen sollten privatwirtschaftlich und nicht staatlich organisiert werden, hieß es von Seiten des Finanzministeriums.

In Ländern wie Spanien und Großbritannien, die schon früher mit den Folgen von Terror konfrontiert waren, gibt es eine derartige staatliche Unterstützung. In Deutschland wurde 2002 von den deutschen Versicherungen und der Bundesregierung die "Extremus AG" gegründet.

Deutschlands "Extremus"

Zum einen schließen die Erstversicherer bis zu einer Gesamtversicherungssumme von 25 Millionen Euro der Feuer- und Betriebsunterbrechungsversicherung das Terrorrisiko in ihren Verträgen nicht aus. Zum anderen deckt Extremus Terrorschäden bis zu einer Jahreshöchstentschädigung von 10 Milliarden Euro für Risiken mit einer Gesamtversicherungssumme von über 25 Millionen Euro ab. Davon trägt Extremus zunächst 2,5 Milliarden Euro. Gehen die Entschädigungen über diesen Betrag hinaus, steht der Staat mit einer Staatsgarantie von 7,5 Milliarden Euro bereit. Die Jahreshöchstentschädigung pro Kunde beträgt maximal 1,5 Milliarden Euro.

Seither versichern in Deutschland rund 1300 Unternehmen ihre inländischen Großrisiken bei Extremus. Unter Berücksichtigung der obligatorisch mitversicherten Schäden in der Feuer- und FBU-Versicherung der Erstversicherer sind damit zirka 98 Prozent aller in Deutschland in Frage kommenden Risiken/Unternehmen gegen Schäden durch Terrorismus versichert. Seit 2005 bietet Extremus zusätzlich Versicherungsschutz für Risiken im Ausland. Dabei vermittelt die Gesellschaft Terrordeckungen weltweit (maßgeblicher Risikoträger der Terrordeckung ist ein Konsortium aus führenden Lloyd´s- Syndikaten).

Besondere Versicherungsmodelle, die über das Normale hinausgehen, haben besonders anschlagsgefährderte Infrastrukturen wie zum Beispiel der Flughafen Wien. Auf welche Summen man in Hinblick auf Terroranschläge versichert ist, will man aber nicht preisgeben, berichtet das Wirtschaftsblatt.

Einschränkungen des Versicherungsschutzes gibt es natürlich, wenn der Versicherte in ein Gebiet reist, für das eine Reisewarnung vom Außenministerium besteht. Dann kann sich der Schutz reduzieren oder auch ganz erlöschen. Personen, die bei den Anschlägen von Paris oder Brüssel zu Schaden gekommen wären, hätten aber den vollen Versicherungsschutz.