Teilweiser Zahlungsausfall: Griechen zurückgestuft
Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat Athens Kreditwürdigkeit auf "teilweisen Zahlungsausfall" zurückgestuft. Grund sei das Vorhaben Athens, Anleihen von Privatinvestoren deutlich unter Nennwert zurückzukaufen, teilte Standard & Poor's mit. Zugleich schloss die Agentur nicht aus, das langfristige Rating für die Kreditwürdigkeit Griechenlands wieder auf das Ramschniveau "CCC" heraufzustufen, sobald Athen das Rückkaufprogramm abgeschlossen habe.
Griechenland hatte am Montag sein Programm zum Rückkauf von Staatsanleihen aus den Händen privater Gläubiger gestartet. Für den Anleihenrückkauf will Athen bis zu zehn Milliarden Euro ausgeben, umso seinen Schuldenberg abzubauen. Für S&P kommt das einer Umschuldung gleich, die auf einen Zahlungsausfall hinauslaufe.
Vom Erfolg des Rückkaufprogramms hängt ab, ob die Gläubiger-Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) weitere Milliardenkredite an Griechenland auszahlt. Athen wartet seit Monaten auf die Überweisung von knapp 44 Milliarden Euro, um einer Staatspleite zu entgehen.
S&P hatte Griechenland bereits im Februar auf "teilweisen Zahlungsausfall" zurück- und dann im Mai auf "CCC" heraufgestuft. Im August hatte die Agentur dem hochverschuldeten Land allerdings einen "negativen" Ausblick bescheinigt.
Samaras: Schuldenschnitt nicht für nötig
Der griechische Regierungschef Antonis Samaras ist der Auffassung, dass sein Land keinen weiteren teilweisen Schuldenschnitt zur Sanierung seiner finanziellen Lage benötigt. In einem Interview mit der Bild-Zeitung (Donnerstagsausgabe) sagte Samaras: "Unsere Verschuldung gilt jetzt offiziell als dauerhaft tragbar." Er schränkte zugleich ein, dass es dazu anhaltendes Wachstum brauche. Samaras erklärte, dass Griechenland in der Eurozone bleiben werde und verwies auf bereits erreichte Erfolge.
In den vergangenen zwei Monaten sei in Griechenland mehr erreicht worden als in den letzten drei Jahrzehnten versucht worden sei, sagte Samaras. Mit den derzeitigen "Reformen", "Änderungen" und "Privatisierungen" werde an einer "Erfolgsgeschichte" gearbeitet. Bald werde niemand mehr nach einer Euro-Mitgliedschaft oder einem Schuldenschnitt Griechenlands fragen.
Griechenland versuche, aus der Rezession herauszukommen und seine "Wirtschaft zu reformieren, so dass genug Einkommen entsteht, Zinsen und Tilgung der Schulden zu leisten". Ausschließliche Sparpolitik mitten in einer Rezession könne allerdings nicht zu einer gesunden Wirtschaft führen.
Als größtes "Strukturproblem" bezeichnete der Premierminister die Steuerflucht. Auf diesem Gebiet gebe es schon "große Erfolge". So würden schwere Fälle von Steuerflucht jetzt als reguläre Straftaten verfolgt - unabhängig davon, ob es Nachzahlungen der Betroffenen gebe oder nicht.