Wirtschaft

Starker Anstieg der Pensionsantritte wegen "Hacklerpension"

Die kurz vor der Nationalratswahl beschlossene Wiedereinführung der abschlagsfreien Frühpension hat, wie von Kritikern befürchtet, zu einem massiven Anstieg der Pensionsantritte geführt. Wurden im ersten Halbjahr 2019 von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) insgesamt 55.634 Pensionen neu zuerkannt, waren es heuer zwischen Anfang Jänner und Ende Juni 61.637, berichten die "Salzburger Nachrichten".

Bei sämtlichen Pensionstypen – von der "echten" Alterspension (Männer 65/Frauen 60) über die Korridorpension bis zur Invaliditätspension – gab es Zuwächse, den mit Abstand größten erwartungsgemäß bei der umgangssprachlich Hacklerregelung genannten Langzeitversichertenpension.

Hier schnellten die Zuerkennungen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um mehr als 54 Prozent auf 7.320 Neuantritte in die Höhe. Das heißt zugleich, dass es sich bei fast zwölf Prozent aller neu zuerkannten Pensionen um Hacklerpensionen handelte (Anteil im ersten Halbjahr 2019: 8,5 Prozent), heißt es in dem "SN"-Bericht vom Samstag.

Wer 2019 eine Hacklerpension antrat, musste noch lebenslange Abschläge hinnehmen. Mit 1. Jänner 2020 wurden diese für neue Pensionen abgeschafft. Für jene, die das Glück einer etwas späteren Geburt hatten und erst heuer die Kriterien für die Hacklerpension erreichten, bedeutet das deutlich höhere Pensionsbezüge.

Nach Angaben der PVA sind die abschlagsfrei zuerkannten Hacklerpensionen im Schnitt um 305 Euro brutto monatlich höher als jene, die im vergangenen Jahr zuerkannt wurden. Da sich das im Lauf der Jahre für den Einzelnen auf einen nennenswerten Betrag summiert – bei einem angenommenen 20-jährigen Pensionsbezug auf mehr als 85.000 Euro –, haben 800 Personen, die im Oktober, November oder Dezember in Hacklerpension hätten gehen können, ihren Pensionsantritt auf heuer verschoben.

Für die Pensionsversicherungsanstalt ist die Neuregelung Monat für Monat mit steigenden Mehrkosten verbunden. Für Juni werden sie mit knapp zwei Millionen Euro beziffert, für Juli mit 2,3 Millionen. Dabei ist die Hacklerpension de facto nur für Männer erreichbar – und in den seltensten Fällen für jene, die landläufig mit dem Begriff Hackler gemeint sind: Arbeiter kommen kaum auf die vorgeschriebenen 45 Beitragsjahre, da Ersatzzeiten wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit nicht anerkannt werden.

Neos fordern Rücknahme der Hacklerregelung

Und für Frauen ergibt sich der Ausschluss von der Hacklerregelung dadurch, dass als Mindestalter 62 gilt. Das Frauenpensionsalter liegt derzeit noch bei 60 Jahren.

Die Neos sehen sich anhand dieser Zahlen in ihrer Kritik an der Hacklerpension bestätigt. "Schon bei dem Beschluss war klar, dass die Wahlgeschenke vor allem die junge Generation belasten werden. Die heute bekannt gewordenen Zahlen bestätigen das eindeutig", sagte Sozialsprecher Gerald Loacker und forderte die Rücknahme der Hacklerregelung.