Wirtschaft

Staatsanleihen: Jetzt wird es auch für Österreich teuer

Nach zehn Jahren der Langeweile an den Anleihemärkten Europas geht es heuer richtig wild zu: Die Zinsen der Staatsanleihen der Schuldnerländer schossen hoch, jene deutscher Bundesanleihen fielen in Rekordtiefen.

Bisher konnte sich Österreich recht günstig finanzieren. Mit der Zuspitzung der Italienkrise sind aber auch die Kurse für zehnjährige österreichische Staatsanleihen kräftig unter Druck geraten, die Renditen (Ertrag im Verhältnis zum Kurs) im Gegenzug kräftig gestiegen. Lag der Wert vor einem halben Jahr noch bei rund 2,5 Prozent, sind es aktuell 3,24. Zum Vergleich: Die Rendite für die zehnjährige deutsche Bundesanleihe lag zuletzt bei 1,78 Prozent.

Am Freitag erreichte der Abstand zwischen den Renditen der beiden Länder mit 163 Basispunkten (1,63 Prozentpunkte) zeitweise gar den höchsten Stand seit der Einführung des Euro 1999. "Deutschland gilt für besorgte Investoren als der sichere Hafen in der Eurozone", erklärt Alexander Fleischer, Chef des Rentenfondsmanagements der Erste Sparinvest. Es fließt also viel Geld in deutsche Staatsanleihen, was deren Kurse in die Höhe treibt und die Renditen drückt.

"Auf Österreichs Staatsanleihen lastet im Gegenzug die Sorge der Investoren über die Stabilität Italiens und Osteuropas", sagt Robert Senz, Renten-Experte der Raiffeisen Capital Management. Neben den starken Handelsverflechtungen mit Italien gilt an den Finanzmärkten auch das umfangreiche Osteuropa-Geschäft der heimischen Banken als Argument für höhere Renditen.

Chance für Anleger

Valentin Hofstätter von der Raiffeisen Bank International beruhigt aber: "Die 3,2 Prozent sind deutlich niedriger als die Renditen nach der Lehman-Krise." Das Zinsniveau erdrücke Österreich noch nicht.

Aus Anlegersicht ist dieses Auseinanderdriften der Zinsen gar nicht so schlecht. "Zehn Jahre hindurch gab es in Europa fast keinen Zusatzertrag, wenn man etwa in französische statt in deutsche Staatsanleihen investierte", erklärt Fleischer. Jetzt ist das anders: Französische Staatsanleihen bringen z.B. um 1,7 Prozentpunkte mehr Rendite als deutsche. "Wer das Risiko nicht scheut, kann derzeit etwa von der enormen Rendite der portugiesischen Staatsanleihen profitieren", sagt Fleischer. Fast zwölf Prozentpunkte mehr Rendite als deutsche zehnjährige Staatsanleihen bringen portugiesische Staatsbonds zurzeit.

In den vergangenen zwölf Monaten haben aber auch Anleger, die ihr Geld in risikoarme europäische Rentenfonds gesteckt haben, gut verdient. Der Bond Euro Reserva der Sparinvest etwa brachte eine Jahresrendite von sieben Prozent: Jetzt dürfte aber das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Anleger können nur noch einen sicheren, kleinen Zinsertrag erwarten. Robert Senz, Renten-Experte der Raiffeisen Capital Management, rät Anlegern, jetzt nicht mehr nur in Fonds mit Anleihen starker Euroländer zu investieren: "Der Zinsertrag ist viel zu niedrig", betont er. Viel attraktiver seien jetzt globale Staatsanleihenfonds wie der Raiffeisen Global Fundamental Rent.

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