Wirtschaft

Schwacher Jahresstart von Kauflust ausgeglichen

Das Geld der Deutschen sitzt lockerer als seit vielen Jahren: Von Jänner bis März gaben die Deutschen um 0,8 Prozent mehr aus als im Jahr zuvor. Die Kaufhäuser sind voll wie lange nicht mehr, und das, obwohl ihnen der Internet-Handel weiter Marktanteile abnimmt.

Offenbar haben die Deutschen die Basar-Mentalität entdeckt: Außer in Luxus-Shops sind Konsum-Waren kaum mehr ohne Preisnachlässe verkäuflich. Ausverkauf ist heute scheinbar immer und das Prozent-Zeichen das dominierende in Fußgängerzonen, nicht nur in den Kaufkraft-schwächeren.

Inzwischen hofft auch die wichtige Autoindustrie auf die Belebung des zuletzt Rekord-tiefen Heimatmarktes: Die hohen Rabatte des Winters sinken, auch wenn die privaten Neuwagen-Käufer immer älter werden.

Der Konsum gleicht aus, was die deutsche Wirtschaft von der Schuldenkrise der fünf Euro-Südländer spürt, die nur mehr neun Prozent ihres Exports abnehmen. Im ersten Quartal wuchs sie mit 0,1 Prozent kaum mehr und entging mit dem Minus von 0,7 Prozent im Schlussquartal 2012 nur knapp ebenfalls einer Rezession.

Auch die Arbeitslosenzahl ging bisher nicht so zurück, wie erhofft: Sie liegt zwar jetzt wieder unter der politisch wichtigen Drei-Millionen-Grenze, aber um 20.000 höher als im Vorjahresvergleich. Die Arbeitsagentur in Nürnberg bleibt aber optimistisch: Nach dem kalten Winter seien die Aussichten gut, vor allem in Einzelhandel und Gastronomie.

Weniger Sparen

Als zweites Hauptelement für die deutsche Resistenz gegen die Euroländer-Rezession sieht die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau einen Immobilienboom. Die Spezial-Bank zur Finanzierung staatlicher Sonderaufgaben außerhalb des Budgets ist ein wichtiger Immobilien- und Wirtschafts-Finanzierer und „zuversichtlich, dass die begründete Aussicht auf Besserung in Europa den Investitionen der deutschen Industrie einen Schub verleiht“

Denn die sind traditionell neben dem Export die wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur. Die KfW rechnet für 2014 wieder mit 1,7 Prozent Wirtschaftswachstum nach nur 0,3 Prozent 2013.

Auch die Manager sind wieder optimistisch: Der vielbeachtete „Geschäftsklima-Index“ des Münchner Ifo-Instituts stieg jetzt erstmals wieder klar an – vor allem dank der Verbraucher. Die geben angesichts der Null-Zinsen wegen der Euro-Rettung ihr Geld nun in den Konsum – anstatt es, wie bisher üblich, eisern zu sparen. Sichere Arbeitsplätze und steigende Löhne helfen dem ebenfalls, analysieren die Wirtschaftsforscher. Ein prominenter Forscher riet am Mittwoch den Deutschen sogar explizit: „Gebt euer Geld aus, solange es noch da ist.“