Benko: Privatstiftung pleite + Brisante Geldverschiebungen gemeldet
Die Familie Benko Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck ist pleite. Die Stiftung rund um den Gründer der Immobiliengruppe Signa, René Benko, hat am Donnerstag beim Landesgericht Innsbruck einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingebracht, wie die Privatstiftung bekanntgab.
Gemeinsam mit dem zu bestellenden Insolvenzverwalter sei es das Ziel der Stiftungsvorstände, die weiteren Maßnahmen bzw. erforderlichen Schritte umzusetzen. Zum Stiftungsvermögen der Privatstiftung gehören den Angaben zufolge im Wesentlichen diverse Beteiligungen, etwa an der insolventen Signa Holding GmbH.
Beim Landesgericht Innsbruck wurde der Antrag der Stiftung sofort angenommen. Aus dem Eröffnungsantrag der Privatstiftung ergeben sich Aktiva in der Höhe von 21,54 Mio. Euro sowie Passiva in der Höhe von 854,19 Mio. Euro, wie Creditreform-Insolvenzreferent für Tirol/Vorarlberg Tristan Prem bekanntgab.
Geringe Erfolgsaussichten
Die Familie Benko Privatstiftung sieht ihre Sanierungsaussichten eigenen Angaben zufolge minimiert: Denn in den "wesentlichen Tochtergesellschaften" der Signa Holding sei inzwischen von den Gläubigern jeweils ein Sanierungsplan angenommen worden, "der sich jedoch nicht unmittelbar in einer substanziellen Werthaltigkeit der von der Antragstellerin gehaltenen Beteiligungen niederschlägt". Es daher "derzeit unklar, ob bzw. in welcher Form eine Sanierung der Antragstellerin darstellbar ist".
Die Werthaltigkeit der unmittelbaren und mittelbaren Beteiligung der Privatstiftung ("Antragstellerin", Anm.) an der Signa Holding GmbH hänge sehr stark vom Ausgang des im November 2023 eröffneten Sanierungsverfahrens über das Vermögen der Signa Holding GmbH ab.
"Darüber hinaus war die Familie Benko Privatstiftung darum bemüht, weitere bestehende Aktivforderungen einbringlich zu machen", so der Sprecher der Stiftung. Die außergerichtlichen Sanierungsbemühungen und die erforderlichen Liquiditätsmaßnahmen seien aber "nicht in ausreichendem Maße erfolgreich" gewesen, schlugen also fehl. Deshalb sei die Stiftung "nicht mehr in der Lage, sämtliche Verbindlichkeiten zu bedienen, sodass ein Insolvenzverfahren beantragt wird". Die Antragstellerin behalte sich aber vor, "gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt im Verfahren einen Antrag auf Annahme eines Sanierungsplans zu stellen".
Brisante Geldverschiebungen im Sommer 2023
Rund um den Tiroler Immobilienunternehmer und den Niedergang seines Signa-Firmennetzwerks sind weitere Details ans Licht gedrungen. Laut einer gemeinsamen Recherche von"News und der Krone soll Benko im vergangenen Sommer innerhalb des Signa-Konglomerats Millionengelder verschoben und als frisches Kapital der Holding ausgewiesen haben, um die Eigentümer zu einer damals dringend benötigten Kapitalspritze zu bewegen.
Demnach ging es um Ereignisse vor einer 350 Mio. Euro schweren Kapitalerhöhung, die sich die Signa letztlich auch sicherte. Wie Krone und News schreiben, soll Benko einen Teil davon - 35 Mio. Euro - aus einer der vielen Signa-Töchter abgezogen und über mehrere Stationen der Holding zugeführt haben. Der Grund, so die Interpretation der beiden Medien: Benko wollte nach außen hin mit gutem Beispiel vorangehen und unter Anteilseignern Vertrauen in die damals schon strauchelnde Gesellschaft herstellen.
Konkret sei zunächst einer Tochterfirma der Signa Holding Ende Juni 2023 die Summe von 35 Mio. Euro entzogen worden - als Darlehen für eine andere Benko-Gesellschaft. Das Geld sei dann über mehrere Konten und Gesellschaften auf die Reise geschickt worden: Erst zu einer Tochter von Benkos Laura Privatstiftung. Von dort weiter - ebenfalls als angebliches Darlehen - zur Familie Benko Privatstiftung, die zehn Prozent der Anteile an der Signa Holding hält. Über diesen Weg sei das Geld dann letztlich bei der Holding gelandet - getarnt als frisches Kapital, wie die Krone schreibt.
Anwalt Wess: "Sachverhalt verkürzt"
"Der Sachverhalt ist einseitig, verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen, zusammengetragen", reagierte Benko-Anwalt Norbert Wess auf die Berichte im APA-Gespräch. Zum damaligen Zeitpunkt habe sich die gesamte Unternehmensgruppe in einer "durchaus komplexen und umfassenden" Restrukturierungsphase befunden, die mit zahlreichen Gesprächen und Verhandlungen mit bestehenden Gesellschaftern und potenziell zukünftigen Investoren verbunden gewesen sei, so Wess.
In die Irre sei dabei niemand geführt worden: "Eine Täuschung im Zusammenhang mit der Restrukturierung im Sommer 2023 - gegenüber wem auch immer - wird jedenfalls deutlich und entschieden zurückgewiesen. Aufgrund der Komplexität der einzelnen Sachverhalte wird aber auch weiterhin keine Erörterung von diesen über die Medien erfolgen."
Vorwürfe gegen Benko waren am Wochenende auch von Karl Gernandt, Vermögensverwalter des Hamburger Logistikmilliardärs Klaus-Michael Kühne, erhoben worden. Er sah laut einem Spiegel-Bericht Geldgeber der Signa-Gruppe von Benko "hinters Licht geführt". Benko habe dafür sein Firmenkonstrukt mit mehr als 1.000 Firmen genutzt und unter anderem "in all den Luxemburger Zwischenholdings" Schulden versteckt. Er habe "letztlich betrügerisch" gehandelt. Wess wies dies gegenüber der APA zurück.
Neuer Eigentümer für Teile von Ex-Signa-Tochter Internetstores
Für Teile des ehemals zum insolventen Signa-Imperium gehörenden Online-Händlers Internetstores gibt es einen neuen Eigentümer. Die dem Stuttgarter Unternehmer Rene Marius Köhler zuzurechnende neue Gesellschaft fahrrad.de Bikester GmbH übernehme vor allem die Markenrechte und Domains der Internetstores für zahlreiche europäische Märkte, teilte Insolvenzverwalter Christian Gerloff am Donnerstag mit.
Zudem wechselten auch einige Geschäfte in deutschen Großstädten zur neuen Gesellschaft. Köhler hatte Fahrrad.de/Internetstores 2003 gegründet und 2016 die Mehrheit an die Signa Sports United (SSU) veräußert, die im vergangenen Oktober als eine der ersten von zahlreichen Signa-Gesellschaften in die Pleite geschlittert war.
Die vor allem auf Immobilien ausgerichtete Signa hatte der börsennotierten SSU zuvor den Geldhahn zugedreht. In der Folge gerieten auch Töchter der SSU in die Schieflage. Am 1. Jänner 2024 hatte das Amtsgericht Bielefeld das Insolvenzverfahren über die Internetstores GmbH eröffnet, die Dachgesellschaft für die Online-Händler Bikester und fahrrad.de. "Fahrrad.de und Bikester sind starke Marken mit einem treuen Kundenstamm", sagte Insolvenzverwalter Gerloff: "Ich freue mich, dass die Marken weiter bestehen werden."