Wirtschaft

Brisanter Vorwurf gegen Asfinag-Chef Schierhackl

Im staatsnahen Autobahn-Konzern Asfinag fliegen die Hackln derzeit tief. Eine Woche nach der Bekanntgabe des Abgangs von Kurzzeit-Vorstand Karin Zipperer, die der SPÖ zugerechnet wird, musste sich der Asfinag-Aufsichtsrat am Mittwoch mit einem äußerst pikanten Vorwurf gegen Vorstandsdirektor Klaus Schierhackl beschäftigen.

In einem zweiseitigen Interventionsschreiben aus der Feder der Arbeiterkammer fordert eine Mitarbeiterin „Schadenersatz zum Ausgleich einer erlittenen persönlichen Beeinträchtigung“. Sie wirft Schierhackl vor, bei einer Besprechung am 7. Mai 2014 eine gelinde gesagt untergriffige und anstößige Aussage vor Zeugen gemacht zu haben. Oder anders gesagt: Es geht um angeblich verbale sexuelle Belästigung. Die mutmaßliche Betroffene behauptet, aufgrund der „unerträglichen und äußerst unangenehmen Situation“ damals nicht reagiert zu haben.

Sie fühlt sich in ihrer Würde verletzt. Die Arbeiterkammer hat nun der Asfinag-Führung bis 30. November 2018 Zeit gegeben, der betroffenen Mitarbeiterin ein Schadenersatzangebot zu machen. Warum die zwei Zeugen des Gesprächs damals nicht umgehend reagiert haben, ist derzeit noch unklar.

Bloß eine Intrige?

Indes bestreitet Vorstandsdirektor Klaus Schierhackl, der auf einem ÖVP-Ticket in der Asfinag sitzen soll, den Vorwurf vehement. Er wähnt dahinter eine interne Intrige. Im Mittelpunkt steht angeblich ein Abteilungsleiter.

„Zwischen ihm und mir gibt es seit vielen Jahren ein sehr gespanntes Verhältnis. Ich habe immer wieder zu Frau Zipperer gesagt, dass dieser Abteilungsleiter ausscheiden muss. Er ist ein schwieriger Mensch“, sagt Manager Schierhackl im Gespräch mit dem KURIER. „Ich habe niemanden sexuell belästigt. Es geht nur darum, den Schierhackl irgendwie von hinten anzupatzen.“ Nachsatz: „Ich mache immer wieder gern Witze über Männer und Frauen, manche finden das lustig, andere nicht. Aber ich bin in keiner Form sexistisch.“

Der Topmanager glaubt an keinen Zufall und vermutet einen Zusammenhang mit dem Abgang seiner Vorstandskollegin Zipperer, an die das Schreiben auch adressiert ist.

„Eine Person behauptet nach viereinhalb Jahren plötzlich irgendetwas“, sagt der Asfinag-Chef. Diese Auffälligkeit müsse doch ins Auge stechen.

In der Asfinag und im Verkehrsministerium sorgt der Fall aber für Aufregung. „Der Aufsichtsrat der Asfinag wurde in der Sitzung am Mittwoch über einen Vorwurf gegen Vorstandsdirektor Schierhackl in Kenntnis gesetzt, der sich auf einen vier Jahre zurückliegenden Zusammenhang bezieht“, teilt der Sprecher von Verkehrsminister Norbert Hofer dem KURIER mit. „Der Aufsichtsrat hat den Vorstandsdirektor umgehend zu einer Stellungnahme aufgefordert.“

Während Schierhackl den erhobenen Vorwurf als unwahr bestreitet, heißt es weiter, „hat der Aufsichtsrat dessen ungeachtet in gleicher Sitzung die Einsetzung einer Untersuchungskommission beschlossen“. Diese wird aus einem Juristen, einer Psychologin und einer Mediatorin bestehen.

Umfassende Aufklärung

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„Auftrag der Kommission ist sowohl die Aufklärung des gegenständlichen Vorfalles, wie auch die erweiterte Untersuchung des Zeitraums bis zum heutigen Tag“, heißt es aus dem Ministerium. Verkehrsminister Norbert Hofer selbst begrüßt die beschlossene Vorgangsweise des Aufsichtsrates als „klar und entschlossen“.

„Eine umfassende Aufklärung entsprechender Vorwürfe ist im Interesse aller“, stellt Minister Norbert Hofer klar. „Ein respektvoller und professioneller Umgang in Unternehmen sei jedenfalls sicherzustellen.“