Wirtschaft

Périgord-Krimis: Am Tatort Weinkeller

Es gehört zum Tagesgeschäft, dass an Ausgrabungsstätten Knochen gefunden werden. Wenn jedoch das Skelett eine Swatch trägt, wird ein prähistorischer Fundort zum Fall für „Bruno – Chef de Police“. So geschehen in „Delikatessen“, Martin Walkers jüngstem „Bruno“-Roman.

„Bruno“ ist genussfreudiger Ermittler im Périgord, einer saftig-grünen, mittelalterlich geprägten Landschaft im Südwesten Frankreichs, wo es nach Trüffeln, Wein und Gänseleber riecht. Zumindest in Walkers Geschichten, die mit Müh’ und Not als „Krimis“ zu bezeichnen sind: Prall voll mit Lokalkolorit (aus der schwärmerischen Perspektive des zugereisten Frankophilen) handeln sie von Foie Gras, Grand Cru und der Bedrohung durch amerikanische Weinimperien.

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Walker mit seinem Freund Pierrot, dem Vorbild für seinen Romanhelden Bruno. Die Doku "Mein Périgord" ist in der 3sat-Mediathek und am 11. Jänner 2013 als Wiederholung auf 3sat (14:05 Uhr) zu sehen.

„Gentle books“, sagt Walker, freundliche Bücher. Kommen ohne großes Blutvergießen aus. „Reisebericht, Kochbuch, Liebesbrief an Frankreich – und dazwischen ein Mord, damit’s ein Krimi wird.“ Walker, gebürtiger Schotte, lebt seit 1999 im Périgord. 25 Jahre war der mit einer Gastronomiekritikerin verheiratete Historiker Journalist beim Guardian. Verfasste Bücher über den Kalten Krieg, Michail Gorbatschow, Bill Clinton. Doch nicht einmal die Perestroika ist so spannend wie ein Wochenmarkt im Dorf „Le Bugue“ (bei Walker als „Saint-Denis“ verewigt); und selbst Charismatiker Clinton kommt nicht an den rotwangigen Dorfpolizisten Pierrot Simmonet heran, reales Vorbild für „Bruno“.

Klapprige Ente

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Dem Dokumentarfilmer Günther Schilhan hat Walker nun Einblick in seine südwestfranzösische Beschaulichkeit gewährt. Im klapprigen 2CV führte der Schotte den Steirer über die Dorfstraßen des Périgord zu Tatorten in Weinkeller, Trüffelwälder und historische Höhlen. Und zu den Dorfbewohnern, allesamt literarisch verewigt. Auch Walkers Basset Benson, der sich dazu aber nicht äußern wollte.

Bald 21 Brunetti-Romane gibt es von Donna Leon, Starautorin von Walkers Verleger Diogenes. Kein Brunetti solle je auf Italienisch erscheinen, hat die Amerikanerin in Venedig festgelegt. Der Schotte im Périgord fürchtet Prominenz in Frankreich nicht: Die „Bruno“-Romane sind seit zwei Jahren auf Französisch zu haben, die Kritik war wohlwollend. Nun kann auch Dorfpolizist Pierrot in seiner Muttersprache nachlesen, wie ihn sein Freund Walker literarisch verewigt hat: Jünger, weniger dick, aber ebenso heiter und freundlich. „Ich bin froh wie Gott in Frankreich“, befindet das Original.

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Der Stoff geht ihm nicht aus. Sein Dorf ist die Welt, sagt Walker

Vier „Bruno“-Romane hat Walker veröffentlicht, alle Bestseller. Sein Verleger wünscht sich noch viele mehr. Angst, dass ihm die Ideen für Brunos Genuss-Ermittlungen ausgehen, hat Walker nicht. „Schon bei Balzac war ein Dorf die Welt“.Walkers Welt heißt „Le Bugue“ und hat 2800 Einwohner. Heuer ist er dort Ehrengast der Trüffelsaison. „Mein Ritterschlag.“