Wirtschaft

Papierloses Finanzamt vergrault Tausende Steuerzahler

Herr P. fühlt sich von der Finanz „papierlt“: Wie immer erhielt der Pensionist die Verständigung zur vierteljährlichen Steuervorauszahlung. Der dafür nötige, bereits vorausgefüllte Zahlschein fehlte jedoch. Jetzt muss er bei der Bank einen Blanko-Zahlschein samt IBAN, BIC und allen Finanzamtsdaten ausfüllen. „Eine Frechheit, dem Steuerzahler so viel Bürokratie aufzubürden“, findet Herr P. Eine Beschwerde bei der Finanzamts-Hotline brachte die Antwort: „Ja, wir kennen das Problem, es haben schon mehr als tausend Leute deshalb angerufen“.

Tatsächlich war der fehlende Erlagschein bei der vierteljährlichen Vorschreibung „ein bedauerlicher Irrtum“, wie Daniela Kinz, Sprecherin im Finanzministerium, aufklärt. Nur FinanzOnline-Nutzer hätten die Vorschreibung ohne Zahlschein erhalten sollen, weil sie ohnehin alles via Internet abwickeln können. Stattdessen wurde alle Schreiben ohne Zahlschein versendet. „Das tut uns leid“, entschuldigt sich Kinz und verspricht, dass die Zahlscheine bei den Vorschreibungen für das zweite Quartal wieder dabei sind. Wer mit dem Selbstausfüllen überfordert sei, könne sich an das zuständige Finanzamt wenden.

Doch dies ist gar nicht so einfach, wie ein KURIER-Leser aus Mödling feststellen musste. Er wollte sich das Steuerformular für die Arbeitnehmerveranlagung (Jahresausgleich) von seinem Finanzamt zuschicken lassen, was dieses mit Verweis auf das Internet-Bestellformular ablehnte. „Ich habe kein Internet und muss jetzt zum PC des Nachbarn gehen, nur um den Versand eines Papierformulars in Auftrag zu geben. Das ist lächerlich“, meint der Leser. „Ein bedauerlicher Einzelfall“, sagt Kinz, natürlich werde das Formular zugesendet. Ein Download ist bereits seit einem Jahr nicht mehr möglich.

Beschwerdeflut

Auch bei der Arbeiterkammer (AK) häufen sich Beschwerden über den immer mühsameren Weg zum Steuerformular für alle jene, die FinanzOnline nicht nutzen können oder wollen.

Elisabeth Holub, Steuerexpertin bei der AK Niederösterreich, hält den Zwang zum Internet für problematisch: „Das Finanzamt ist verpflichtet, dem Steuerzahler Formulare und Zahlscheine zur Verfügung zu stellen. Man kann doch von alten Menschen nicht verlangen, dass sie alles selbst im Internet erledigen“. Der Pensionistenverband (PVÖ) geht noch weiter und fordert die Finanz auf, die „digitale Kluft“ zwischen jenen, die alles elektronisch machen und jenen, die lieber auf Papier setzen, zu beenden. „Das Finanzministerium darf nicht beim Bürgerservice sparen“, sagt PVÖ-Generalsekretär Andreas Wohlmuth.