Wirtschaft

Papierhändler PaperNet ist pleite

Die Firma PaperNet GmbH mit Sitz in Wiener Neudorf hat laut Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform ein Sanierungverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen wurde 1950 gegründet, und ist die Österreich-Tochter des internationalen Großhandelskonzerns PaperlinX. Dessen Kontinentaleuropa-Sparte hat ihren Sitz in den Niederlanden. Das niederösterreichische Tochter-Unternehmen beschäftigt sich mit dem Handel von grafischen Papier, Kopierpapier, Verpackungsmaterial, Hygieneprodukten für Handel, Gewerbe und Ämter sowie mit dem Handel von Zubehör für die grafische Industrie.

Mutterkonzern schreibt Verluste

Die Insolvenzursachen liegen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Holdingmutter. "Der Mutterkonzern ist in massive wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten", heißt es im Insolvenzantrag. "Das hat auf die europäischen Tochtergesellschaften durchgeschlagen. Wesentliche Konzernfunktionen, wie die Beschaffung und Finanzierung, sind paralysiert." Dazu muss man wissen, dass Papernet in hohem Maß auch organisatorisch von der Mutterholding abhängig ist. In der Folge gibt es für die Österreich-Tochter keine positive Fortbestandsprognose. 74 Mitarbeiter und mehr als 180 Gläubiger sind von der Insolvenz betroffen.

Vermögen und Schulden

Der Buchwert des Anlagevermögens wird mit 2,549 Millionen Euro beziffert, der des Umlaufvermögens mit 13,225 Millionen Euro. Letzeres besteht vor allem aus dem Warenlager (3,749 Millionen Euro), offenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (5,734 Millionen Euro) und aus einer Forderung an den Cashpool des Konzerns in Höhe von 3,078 Millionen Euro. Die Forderung an den Cashpool "kann nicht mehr als werthaltig angesehen werden", heißt es im Antrag. Und: Die Forderungen aus Lieferungen wurden zu 60 Prozent im Rahmen eines Factorings abgetreten.

Unterm Strich betragen die freien Aktiva und 5,5 Millionen Euro. Die Schulden werden mit von rund 9,7 Millionen Euro beziffert. Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Die Zahlen

Laut Firmencompass hat die Papernet GmbH im Jahr 2014 rund 46,11 Millionen Euro umgesetzt. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) lag bei minus 650.000 Euro. Im Jahr zuvor betrug das EGT minus 394.000 Euro. Aufgrund von Gewinnvorträgen aus den Vorjahren konnte im Jahr 2014 ein Bilanzgewinn in Höhe von 205.000 Euro ausgewiesen werden.

Die Zukunft

"Es ist beabsichtigt, das Unternehmen aus der Konzernstrukttur loszulösen", heißt es im Antrag weiter. "Das soll so erfolgen, dass Papernet wesentlich verkleinert wird, sodass die Firma eigenständig überlebensfähig ist." Bestimmte Betriebsteile sollen nicht weitergeführt, sondern rasch verkauft werden. "Auf diese Weise soll die notwenige Liquidität für die Unternehmensfortführung generiert werden", heißt es weiter.

Der PaperLinX-Konzern

Der börsennotierte Papierhandelskonzern hat seinen Stammsitz in Australien und besteht aus drei Divisionen: Großbritannien & Irland, Kontinentaleuropa sowie Australien & Asien. Zur zweiten Division gehören die Tochtergesellschaften in Österreich, Belgien, den Niederlanden, in Deutschland, in der Tschechischen Republik, in Dänemark, Polen, Schweden und Spanien. Der Konzern setzte im Geschäftsjahr 2013/14 (Stichtag: 30. Juni) mit 3459 Mitarbeitern rund 2,8 Milliarden australische Dollar (zwei Milliarden Euro) um, schrieb dabei aber 63,6 Millionen AUD (45 Millionen Euro) Verlust. In Europa wurden 1,35 Milliarden Euro netto umgesetzt und werden 72 Prozent des gesamten Personals beschäftigt. Die Benelux-Sparte und die Division in Großbritannien gingen schon früher pleite. Ob weitere Insolvenzen folgen werden, ist noch unklar.