Österreich holt Vorsprung heraus
Von Christine Klafl
Das Frühlingslüfterl ist auch in der Konjunktur zu spüren. Nach den Wintermonaten, die auch Österreich einen leichten Rückgang des Wirtschaftsleistung beschert haben dürfte, geht es wieder aufwärts. Überhaupt zählt Österreich zu jenen Ländern, die die Krise vergleichsweise locker wegstecken. Die Wunden aus den Finanz- und Wirtschaftskrisenjahren 2008/’09 sind nahezu verheilt. Heuer kann Österreich bereits wieder deutlich mehr Wirtschaftsleistung vorweisen als im Vorkrisenjahr 2007. Laut Prognosen geht es auch in den kommenden Jahren aufwärts. Dabei wird Österreich – wie schon in früheren Jahren – besser abschneiden als Deutschland.
Kluft
Die hoch verschuldeten Euroländer können von so einer Entwicklung nur träumen. Am schlimmsten erwischt es Griechenland. Für Österreich ist allerdings Italien um vieles wichtiger, ist der südliche Nachbar doch der zweitwichtigste Exportmarkt für die heimischen Unternehmen. Italiens Wirtschaft wird heuer schrumpfen und in den Folgejahren nur minimales Wachstum schaffen.
Die Kluft zwischen den Euroländern wird in den kommenden Jahren noch größer, stellt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young in einer am Montag veröffentlichten Prognose fest. Die hoch verschuldeten Krisenstaaten Griechenland, Portugal, Irland, Italien und Spanien werden bis 2015 nur um 0,2 Prozent wachsen. Und zwar nicht jährlich, sondern insgesamt. Die restlichen zwölf Länder der Währungsunion dürften dagegen bis zum Jahr 2015 um fast neun Prozent zulegen.
Schwarzsehen die Experten vor allem für Griechenland. Dort dürfte die Wirtschaft erst im Jahr 2020 wieder annähernd das Niveau von 2010 erreichen. Was das Bruttoinlandsprodukt betrifft, könnten heuer Peru und Vietnam an Griechenland vorbeiziehen. Die Euro-Peripherie steckt in der Rezession. Traditionell wichtige Absatzmärkte wie Frankreich und Großbritannien (Nummer 5 und 8 auf der österreichischen Export-Rangliste) bieten kaum noch Wachstumschancen. Auf der Suche nach neuen Chancen werden sich exportorientierte Unternehmen künftig noch stärker in Richtung der dynamisch wachsenden Schwellenländer orientieren, erwarten die Ernst-&-Young-Experten.
Die Rangfolge der größten Wirtschaftsnationen
2007 | 2012 | 2016 | |
---|---|---|---|
1. | USA | USA | USA |
2. | Japan | China | China |
3. | China | Japan | Japan |
4. | Deutschland | Deutschland | Deutschland |
5. | Großbritannien | Frankreich | Brasilien |
6. | Frankreich | Brasilien | Frankreich |
7. | Italien | Großbritannien | Großbritannien |
8. | Spanien | Italien | Russland |
9. | Kanada | Russland | Indien |
10. | Brasilien | Indien | Italien |
Überholspur
Die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) sind jedenfalls auf der Überholspur. Alle vier gehören mittlerweile zu den zehn größten Wirtschaftsnationen der Welt. China hat im Vorjahr Japan als zweitgrößte Wirtschaftsmacht überholt. Vor Kurzem dürfte Brasilien an Großbritannien vorbeigezogen sein. Die Schuldenkrise in der Eurozone, aber auch in den USA hat jedoch auch den rasant wachsenden Schwellenländern Spuren hinterlassen. Ein zweistelliges Wirtschaftswachstum, wie China etwa 2010 geschafft hat, ist nicht so rasch wiederholbar. Für heuer hat Ministerpräsident Wen Jiabao 7,5 Prozent als Wachstumsziel definiert. Brasilien wiederum kämpft mit der nahezu pausenlosen Aufwertung seiner Währung Real. Der Vorteil für Exporteure auch aus Österreich: Durch den steigenden Real-Kurs werden Produkte aus dem Euroraum für Brasilianer immer günstiger.