Wirtschaft

Öko-Firma sammelt Geld bei Kunden ein

Ein außergewöhnliches Investment-Angebot flatterte diese Woche den Kunden der oberösterreichischen Öko-Unternehmensgruppe Grüne Erde, Hersteller von umweltfreundlichen Möbeln, Kleidung und Naturkosmetika, ins Haus: „Haben Sie schon einmal überlegt, Geld in ein zukunftsorientiertes Unternehmen zu investieren – anstatt es auf die Bank zu bringen, wo Sie ohnehin kaum Zinsen erhalten?“, heißt es im 16 Seiten starken Folder des 370-Mitarbeiter-Betriebs aus Scharnstein.

Reinhard Kepplinger und Kuno Haas, die vor 30 Jahren Grüne Erde gründeten, wollen über ein Baustein-Modell mittels Warengutscheinen und über nachrangige Darlehen mit Sechs-Prozent-Verzinsung Geld bei ihren etwa 500.000 Kunden einsammeln. Ihr Ziel ist es, sich aus der Abhängigkeit der Banken zu befreien.

"Forderungen der Banken nach mehr Sicherheiten immer unverschämter geworden“


„In den vergangenen zwei Jahren sind die Forderungen der Banken nach mehr Sicherheiten immer unverschämter geworden“, sagt Kepplinger zum KURIER. „Es wurde uns vorgeschlagen, unsere Marke, die Kundenadressen und die Unternehmensanteile zu verpfänden, aber nicht, um neue Kredite zu bekommen, sondern um bestehende Kreditlinien aufrechterhalten zu können.“ Nachsatz: „Das wollen wir uns nicht mehr gefallen lassen.“ Der Mittelstand müsse „das ausbaden, was die Banken in den vergangenen Jahren angestellt haben“.

Mit 8,8 Mio. in der Kreide

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Derzeit steht das Unternehmen, das in Gallizien, Kärnten, Naturmöbel und in Vorchdorf, Oberösterreich, ökologische Matratzen herstellt, bei fünf Banken mit 8,8 Millionen Euro in der Kreide. Der Umsatz beträgt 33 Millionen Euro. Das operative Ergebnis war im Geschäftsjahr 2011/’12 leicht negativ, wurde aber durch Gewinne aus den Vorjahren wettgemacht. Heuer sollen schwarze Zahlen geschrieben werden.

„Die Raiffeisenbank und die Sparkasse Oberösterreich verhalten sich relativ loyal zu mittelständischen Unternehmen, aber von anderen Banken kann man das nicht behaupten“, sagt der Firmenchef. Daher wurden mit einem Wirtschaftsprüfer alternative Finanzierungsmodelle ausgetüftelt. Damit sie nicht – wie ihr Freund und Schuhfabrikant Heini Staudinger – mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen unerlaubter Einlagengeschäfte in Clinch geraten, haben sie vorgebaut. „Aus dem, was ihm widerfahren ist, haben wir unsere Lehren gezogen“, sagt Kepplinger. „Mein Partner Haas ist Landessprecher der Grünen Wirtschaft in Oberösterreich und die hat die nötigen Informationen bei der FMA eingeholt, um uns abzusichern.“