ÖBB: 30 Millionen Euro Umsatz weniger im Jahr
Wenn Haselsteiners Westbahn im Dezember zur Jungfernfahrt lädt, ist wahrscheinlich auch ÖBB-Chef Christian Kern mit an Bord. "Ich habe eine Einladung und versuche, meine Termine dafür umzustellen", sagt er im KURIER-Gespräch. Denn die Westbahn sei ein Kunde der ÖBB-Infrastruktur und Kern möchte sich selbst vergewissern, dass alles funktioniert.
Über die neue Konkurrenz ist er "mittelmäßig aufgeregt", eher sieht er sie "sportlich", auch wenn sie 30 Millionen Euro Umsatzverlust im Jahr bedeute. Hauptkonkurrent sei das Auto, "hier gibt es noch viel Potenzial".
Grundsätzlich sei der ÖBB-Railjet das bessere Angebot. Denn dieser sei 15 Minuten früher in Salzburg bzw. Wien, fahre darüber hinaus von München bis Budapest und sei öfters am Tag unterwegs als die Westbahn. "Nur Raucherwaggon haben wir keinen", sagt Kern.
Die Rechtsstreitigkeiten mit der Westbahn bezeichnet er als "kindisch" und verweist darauf, dass die ÖBB dem Konkurrenten einige Male entgegengekommen seien. "Wir haben auf eigene Zugverbindungen verzichtet, damit die Westbahn zu den von ihnen gewünschten Zeiten fahren kann." Die ÖBB seien auch innerhalb von zwei Tagen eingesprungen, als die nötigen Tests für die Stromzufuhr wiederholt werden mussten. "Und wir haben die Lokführer der Westbahn bei uns ausgebildet."
Railjet
Seit Montag ist der ÖBB-Railjet auch auf der Strecke Graz-Villach unterwegs. "Wir brauchen eine starke Achse in den Süden", sagt Kern. Im Einzugsgebiet der Südbahn würden so viele Menschen wohnen wie an der Westbahn, das Passagieraufkommen liege aber im Süden nur bei einem Viertel von jenem auf der Westbahn. Bis Mitte 2012 soll der gesamte Fernverkehr Wien-Graz im Railjet-Stundentakt verkehren. Kerns "Komfortinitiative" ist langfristig ausgelegt.
Denn erst mit Fertigstellung von Semmering- und Koralmtunnel (frühestens 2024) wird die Strecke Wien-Klagenfurt in 2 Stunden 45 Minuten machbar sein.