Wirtschaft

ÖAMTC will Fahrschule gründen

In der Fahrschul-Branche herrscht helle Aufregung. Denn: Die 377 heimischen Schulen und ihre 2000 Fahrlehrer könnten bald mächtige Konkurrenz bekommen – zumindest in Sachen Motorrad. „Die ÖAMTC Fahrtechnik will künftig neben den bisherigen Mehrphasenkursen auch die neu eingeführte Perfektionsfahrt und die eintägige Praxis zum Aufstieg von Motorrad-Führerschein A1 auf A2 und von A2 auf A anbieten“, bestätigt ÖAMTC-Sprecherin Claudia Kesche dem KURIER.

„Das bedingt allerdings, ein Fahrschulgewerbe anzumelden, was die ÖAMTC Fahrtechnik plant, sobald das gewerberechtlich möglich ist.“ Damit sich der Autofahrerklub aber dieses lukrative Stück vom Kuchen abscheiden kann, bedarf es einer Gesetzesänderung. Laut Herbert Wiedermann, Obmann des Fachverbandes der Fahrschulen in der WKÖ, gibt es seit längerem Pläne, dass in Zukunft auch GmbH und Vereine Fahrschulen betreiben können. Bisher ist es nur Personengesellschaften erlaubt, deren Inhaber persönlich mit ihrem Vermögen haften.

Laut WKÖ soll der ÖAMTC bei diversen Stellen massiv Druck machen, dass es zu einer Gesetzesänderung kommt. Eine Änderung wird aber frühestens nach der Nationalratswahl im Herbst in Angriff genommen. „Wenn der ÖAMTC in unser Geschäft einsteigt, dann wird das ein Desaster“, sagt Wiedermann zum KURIER. „Der ÖAMTC wird den Verdienst der Fahrschulen schmälern. Dann werden wir wie in Deutschland nur noch Ein-Mann-Fahrschulen haben.“ Daher verfolgt der Fachverband eine klare Linie. „Es ist unsere Intention, dass der ÖAMTC nicht in unser Geschäft einsteigt“, sagt Stefan Ebner von der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ. „Auch der deutsche ADAC betreibt keine Fahrschulen.“ Er wirft ihm vor, sich nur die Rosinen der Führerschein-Ausbildung herauspicken zu wollen.

ÖAMTC kalmiert

„Wir verstehen die Aufregung nicht“, sagt Christoph Mondl, stellvertretender Verbandsdirektor des ÖAMTC. „Wir haben keinesfalls die Absicht, die Fahrschulen frontal anzugreifen und in ihrer Existenz zu gefährden.“ Laut ÖAMTC-Sprecherin Kesche ist „ein großflächiger Einstieg ins Fahrschulgewerbe dezidiert nicht geplant“.

Die Fahrschulen setzen jährlich mit etwa 90.000 Pkw-Scheinen rund 135 bis 144 Millionen Euro um, mit 25.000 Motorrad-Scheinen bis zu 22,5 Millionen Euro.

Mehrere Phasen

Seit 19. Jänner 2013 ist der Motorrad-Führerschein neu geregelt. Für den Schein der Gruppe A1 (bis 125 ccm/bis 11 KW), der Gruppe A2 (bis 35 KW) und der Gruppe A (alle Motorräder) muss nicht nur ein Mehrphasentraining, sondern auch eine Perfektionsfahrt absolviert werden. Beim Aufstieg von A1 nach A2 und von A2 auf A ist entweder eine Prüfung oder ein eintägiges Fahrtraining Pflicht.