Wirtschaft

Niemetz will ins Ausland

Bis zu 270.000 Schwedenbomben verlassen täglich den neuen Niemetz-Produktionsstandort in Wiener Neudorf. Dieser wurde im Oktober des Vorjahres in Betrieb genommen und hätte Kapazitäten für die Herstellung von drei Mal so vielen Schwedenbomben – dann, wenn auch eine zweite und dritte Schicht gefahren wird.

Das könnte mit dem Anspringen des Exportgeschäfts notwendig werden – das derzeit aber erst auf kleinster Sparflamme läuft. Genau genommen im Testbetrieb. "Wir testen derzeit die Nachfrage am deutschen und slowenischen Markt", sagt Gerhard Schaller, Geschäftsführer von Heidi Chocolat – seit Juni 2013 Mutterunternehmen des Schwedenbomben-Erzeugers Niemetz. Der Umsatz sei heute mehr als doppelt so hoch als zum Zeitpunkt der Übernahme, behauptet Schaller, nennt aber keine konkreten Zahlen. Das sei die Firmenphilosophie von Heidi Chocolat.

In drei Wochen alt

Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten – zu denen nicht nur Schaumküsse des deutschen Konkurrenten Dickmanns sondern auch alle Arten von Tafelschokolade gehören – haben die Schwedenbomben einen entscheidenden Nachteil: Sie sind nur drei Wochen haltbar. Deswegen werden sie auch nur auf Bestellung produziert – und binnen 24 Stunden ausgeliefert.

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In Österreich zählen die Schwedenbomben laut Schaller zu den drei bestverkauften Süßwarenartikeln – nach dem Mannerschnitten-4er-Pack und den Kindermilchschnitten. Gezählt werde in diesem Ranking, wie oft sich ein Artikel auf einem bestimmten Regalplatz verkauft – so zählt beispielsweise jede Sorte von Milkaschokolade gesondert, weil sie ja auch gesonderte Regalplätze hat.

Orange Variante

Im Regal hat die Schwedenbombe einen großen Nachteil: Die blasse Verpackung, die zwischen den lila Milka-Artikeln oder den bunten Ritter-Sport-Quadraten unscheinbar wirkt. Selbst Schaller fand sie anfangs "altvaterisch", blieb aber doch bei ihr. "Weil der Wiedererkennungswert so hoch ist." 250 Millionen verkaufte Verpackungen seit 1969 haben offenbar Spuren im Gedächtnis der Kunden hinterlassen. Ein wenig bunter soll es heuer zu Halloween werden – da will Schaller orange Schwedenbomben auf den Markt bringen.

Die geplante Expansion in die Kuchenvitrinen der Kaffeehäuser liegt derzeit aber auf Eis. Es wäre zu teuer gewesen, zig Kaffeehäuser zu beliefern, sagt Schaller.

Traditionsbetrieb

Niemetz 1890 als Konditorei gegründet, 40 Jahre später wurde die Süßwarenmanufaktur in Betrieb genommen. Das Unternehmen produziert auch heute noch die Süßwaren Swedy und Manja.

Heidi Chocolat Die Marke wurde 1994 von der Schweizer Confiserie Läderach gegründet, die eine Produktion in Rumänien startete. Seit 2013 gehört der Süßwarenhersteller zum Firmenimperium von Julius Meinl. Heidi Chocolat hat Niemetz 2013 übernommen – und garantiert, die Produktion im Wiener Umland zu belassen.