Wirtschaft

Neuer Investor sackelt Zielpunkt ein

Lange hat seine Zeit als „Midlife-Greißler“ nicht gedauert. So nannte sich Jan Satek, als er vor nicht einmal einen Jahr mittels Management-Buy-Out die Handelskette Zielpunkt mit rund 300 Filialen in Österreich übernommen hat. Im April 2012 hat er den Trauner Großhändler Pfeiffer mit einer Beteiligung von 24,9 Prozent an Bord geholt. Und am Dienstagabend hat er seine Zeit als „Midlife-Greißler“ auch schon wieder beendet.

Satek hat seinen Mehrheitsanteil an einen strategischen Investor verkauft, berichten die Kronen Zeitung und Die Presse. Das bestätigt er im KURIER-

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Gespräch. Satek: „Ich habe mich aber vertraglich verpflichtet, den Namen des Käufers nicht zu nennen, weil der Investor vorerst nicht bekannt werden will.“ Auch über den Preis der Beteiligung wurde Stillschweigen vereinbart.

Fix ist dagegen, dass die oberösterreichische Pfeiffer-Gruppe mit ihren 24,9 Prozent an Bord bleibt. Laut Erich Schönleitner, Geschäftsführer von Pfeiffer, handelt es sich beim Käufer um keinen Finanzinvestor. Marktgerüchte, dass es sich um eine deutsche Gruppe und im Speziellen um die Edeka-Tochter Netto handelt, weist Schönleitner entschieden zurück. In der Branche wird heftig spekuliert, dass Pfeiffer selbst seine Anteile an Zielpunkt aufstocken will.

Zeitdruck

Rudolf Haberleitner, Chef von dayli (der ehemaligen Diskontdrogerie-Kette Schlecker), ist jedenfalls nicht zum Zug gekommen. „Ja, wir hatten massives Interesse an Zielpunkt“, bestätigt Haberleitner, der sich gerade den Glücksspielkonzern Novomatic als Geldgeber ins Unternehmen geholt und einen großen Expansionskurs angekündigt hat. Noch am Montag dieser Woche hätte er mit Satek verhandelt. „Unter dem Zeitdruck, den Herr Satek hatte, konnten wir aber nicht entsprechend prüfen und das Geld locker machen. Das wäre grob fahrlässig gewesen“, erklärt Haberleitner.

Verluste

Die Lebensmittelkette Zielpunkt steckt seit Jahren in der Verlustzone fest. „Das erste Halbjahr 2012 hatte vielversprechend begonnen, im dritten Quartal gab es aber wieder einen Einbruch“, sagt Satek am Dienstagabend im KURIER-Gespräch. Der geplante Break-Even auf EBITDA-Basis sei so heuer „vielleicht nicht mehr ganz zu schaffen“. Ursprünglich hatte Satek geplant, 2013 eine schwarze Null oder im schlimmsten Fall einen Verlust in Höhe von 2,9 Millionen Euro zu schreiben. „Das will ich nicht mehr kommentieren, schließlich bin ich aus dem Unternehmen ausgeschieden“, sagte er Dienstagabend. Der neue Investor sei jedenfalls eine gute Chance für die Kette, um voran zu kommen.

In der Geschichte von Zielpunkt gab es bereits eine ganze Reihe an Eigentümern. Begonnen hat alles im Jahr 1967, als Walter Löwe das Handelshaus Löwa gründete, das er 1972 an die Familie Haub weiterverkaufte. Ins Reich der deutschen Händlerfamilie gehören neben der deutschen Tengelmann-Kette unter anderem der Textildiskonter Kik und die Baumarktkette Obi. Die Haubs stellten Löwa auf Zielpunkt um, zwischenzeitlich hieß die Kette – wie in anderen Ländern auch – Plus. Im Mai 2010 kaufte der Finanzinvestor BluO die Kette und holte den Deutschen Jan Satek als Sanierer.

Zielpunkt hat österreichweit rund 300 Filialen mit mehr als 2600 Mitarbeitern.