Neckermann-Verkauf geht in die Zielgerade
Von Kid Möchel
Im Insolvenzverfahren der Grazer Neckermann Versand Österreich AG (300 Mitarbeiter) dürften in Kürze die Würfel fallen. Für Donnerstagnachmittag hat Insolvenzverwalter Norbert Scherbaum eine Gläubigerausschusssitzung am Landesgericht Graz anberaumt. Das bestätigen Gerhard Weinhofer von Gläubigerschutzverband Creditreform und Franz Blantz vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) dem KURIER.
„Es ist ein verbessertes Angebot bis Donnerstag avisiert, die Gläubigerausschusssitzung am Donnerstag ist aber noch mit einem Fragezeichen versehen“, sagt Blantz. „Es geht darum, dass ein konkreter Interessent sein verbindliches Angebot so adaptiert, wie es der Insolvenzverwalter vorgegeben hat, damit es für den Abschluss des Sanierungsplans tauglich ist.“ Der Insolvenzexperte meint, dass es sich beim Interessenten um „einen ausländischen strategischen Partner“ handelt. Dem Vernehmen nach dürfte dieser Erfahrung im Online-Handel haben. Trifft das Übernahmeanbot zeitgerecht ein, will der Gläubigerausschuss es auf seine Angemessenheit prüfen. Am Freitag will der AKV dann die Gläubiger darüber informieren. Denn läuft es zeitlich nach Plan, soll am 26. November über den Sanierungsplan abgestimmt werden. Sollte es am Donnerstag mit dem verbesserten Angebot wider Erwarten nicht klappen, soll es am Montag einen Ersatztermin für den Gläubigerausschuss geben.
Deal mit deutscher Mutter
In der Zwischenzeit hat auch der deutsche Neckermann-Mutterkonzern seine Forderung in Höhe von rund 7,2 Millionen Euro im Grazer Sanierungsverfahren angemeldet, um entsprechende Fristen zu wahren. Laut Blantz ist es aber fraglich, ob diese Forderung - aufgrund der österreichischen Eigenkapitalregelungen - überhaupt anzuerkennen ist.
„Wenn der Interessent den Sanierungsplan finanziert, braucht er im Zuge des Unternehmenskaufs die Abtretung des Aktienkapitals an der Neckermann Österreich AG“, weiß der AKV-Experte. Das heißt: Die Neckermann-Mutter muss ihre Gesellschaftsanteile an der Österreich-Tochter dem Insolvenzverwalter übertragen, damit dieser das Grazer Unternehmenverkaufen kann. Dazu soll mit der Neckermann-Mutter laut Blantz über eine Abschlagszahlung verhandelt werden, in der alle gegenseitigen Forderungen eingerechnet werden sollen.
Dem Vernehmen nach ist im Insolvenzfall Neckermann Österreich nicht die Aufbringung der Sanierungsplanquote (20 Prozent) der große Brocken, der zu stemmen ist, sondern das Versandhaus hat einen hohen Vorfinanzierungsbedarf im Einkauf. Bisher hat Insolvenzverwalter Scherbaum den Fortführungskredit der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (zwei Millionen Euro) noch nicht in Anspruch genommen, für den künftigen Einkauf soll „auf Dauer aber eine höhere Summe benötigt“ werden.