Wirtschaft

Millionenpleite eines namhaften Anlagenbauers

Die Herzog Kälte-Klima Anlagenbau GmbH hat die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung am heute, Montag, beantragt. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 dem KURIER. Das 1965 gegründete Traditionsunternehmen gliedert sich seit 2019 in die Unternehmensbereiche „Kälte & Klima“, „Heizung & Sanitär“, „Rohr & Anlagenbau“ und „Elektro & Regelung“. 103 Beschäftigte sind von der Insolvenz betroffen.
Neben dem Stammsitz in Gradner Straße 60 in Graz werden zwei Niederlassungen in Ricoweg 30/B1, Wiener Neudorf und Winetzhammerstraße 4, Linz unterhalten.

Bürogebäude neu errichtet

"Hinsichtlich der Ursachen verweist man einerseits auf die in den vergangenen Jahren umgesetzte  Wachstumsstrategie mit dem Ziel als Komplettanbieter in der Gebäudetechnik österreichweit aufzutreten", heißt es dazu vom AKV. "Teil dieser Strategie war die erwähnte Neugliederung des Unternehmens in vier Unternehmensteilbereiche, weiters wurde am Stammsitz in Graz das Bürogebäude neu errichtet." Nachsatz: "Andererseits verweist man insbesondere auf die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie,welche zu massiven Auftragsverzögerungen bzw. stornierungen nicht nur im Privatkundenbereich, sondern insbesondere auch im gewerblichen Bereich geführt hätten."
 

Und weiter heißt es: "Durch die Wachstumsstrategie wurden erhebliche operative und finanzielle Ressourcen gebunden, was sich auch im vorläufigen Jahresabschluss 2019 mit einem massiven Verlust niederschlägt."

 

 

Schulden und Vermögen

 

Die Passiva beziffert das Unternehmen mit rund 10,5 Millionen Euro, wobei rund EUR 3,65 Mio. auf Bankverbindlichkeiten, rund 1,9 Millionen Euro auf Lieferantenverbindlichkeiten, der Rest auf Abgaben-und Steuerschulden sowie auf Dienstnehmeransprüche inkl. Endigungsansprüche (teilweise Abfertigung alt) entfallen.  Enthalten sind auch Eventualansprüche aus einer Garantiversicherung, welche derzeit mit rund 770.000,00 in Anspruch genommen ist.

Die Aktiva beziffert das Unternehmen mit rund 4,5 Millionen Euro, wobei rund zwei Drittel auf die im Eigentum stehende Betriebsliegenschaft bzw. das Betriebsobjekt, welches noch nicht zur Gänze fertiggestellt ist entfallen.

Das Umlaufvermögen (Warenvorrat, Forderungen, Barmittel) wird laut AKV mit rund 1,3 Millionen Euro in Ansatz gebracht. Insbesondere die Betriebsliegenschaft ist mit Pfandrechten der finanzierenden Bank belastet, sodass man von freien Vermögenswerten in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro ausgeht.

 

30 Prozent Quote

"Angestrebt wird ein Sanierungsplan, wobei man sich in Zukunft wiederum auf die Kernkompetenz Kälte-Klima-Technik konzentrieren möchte. Unrentable Unternehmensteilbereiche und Niederlassungen sollen geschlossen werden. In welchem Ausmaß hievon Dienstnehmer betroffen sein werden bleibt vorerst abzuwarten"  heißt es weiter. "Einem vorgelegten Finanzplan, welcher im Detail noch zu prüfen ist, lassen sich innerhalb der nächsten dreieinhalb Monate namhafte Überschüsse entnehmen und lässt sich ableiten, dass der angestrebte Sanierungsplan aus dem Unternehmensfortbetrieb erwirtschaftet werden soll."

Angeboten wird den Gläubigern ein Sanierungsplan mit 30 Prozent Quote binnen zwei Jahren. Zum Insolvenzverwalter wurde der renommierte Sanierungsexperte Norbert Scherbaum bestellt.