Wirtschaft

Millionenpleite eines bekannten Schmuck- und Uhrenhändlers mit 34 Filialen

„Es wird darauf verwiesen, dass sich ab dem Jahr 2015 durch die verstärkte Digitalisierung die Rahmenbedingungen geändert haben. Durch die Corona-Pandemie haben sich für den „nicht systemrelevanten“ Einzelhandel neue Herausforderungen ergeben und hat das Unternehmen mit Restrukturierungsmaßnahmen reagiert“, so der AKV. 

„Daneben wurden mit der Entwicklung eines sogenannten „Digitalen Schaufensters“ Innovationen vorangetrieben, welches potentiellen Kunden auch außerhalb der Öffnungszeiten einer Filiale ermöglicht, im Schaufenster ersichtliche Waren zu bestellen und zeitnahe in der betreffenden Filiale abzuholen", teilte das Unternehmen dem Insolvenzgericht mit. "Im Herbst 2023 intensivierte die Antragstellerin die Verhandlungen mit Interessenten über den Verkauf des Unternehmens bzw einer Beteiligung am Unternehmen der Antragstellerin, wobei sich diese Interessenten nicht nur aus österreichischen, sondern auch aus internationalen Playern in der Uhren-und Schmuckhandelsbranche rekrutierten."

Und weiter heißt es: "Nach einem erfreulichen Verlauf des Weihnachtsgeschäftes wurde der Hausbank der weitere Finanzierungsbedarf des Unternehmens der Antragstellerin erläutert. Die mit der Hausbank geführten Gespräche führten leider dazu, dass diese Ende Jänner die Fälligstellung der wesentlichen Kreditlinien der Antragstellerin ankündigte und diese Fälligstellung auch unmittelbar vor Insolvenzeröffnung vollzog."
 

Die Rede ist ALPHAGOLD Schmuck- und Uhrenvertriebsgesellschaft m.b.H. am Landesgericht Linz die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt hat.  Von der Insolvenz sind laut Creditreform und KSV1870 rund 108 Dienstnehmer und rund 160 Gläubiger betroffen. 

Das Unternehmen blickt auf eine 33-jährige Geschichte zurück. Der Fokus stand bis dato im stationären Einzelhandel für Schmuck und Uhren mit aktuell 32 Filialen in Österreich und zwei Filialen in Deutschland. Sie betreibt unter der Marke „LE CLOU“ und „Juwelier Reiter“ Verkaufsflächen an Hochfrequenzstandorten in Shoppingcentern.

Schulden und Vermögen

Das freie Aktivvermögen beträgt im Liquidationsfall rund 2,13 Millionen Euro. Das freie Vermögen wird mit rund 613.100 Euro beziffert, davon entfallen 413.900 Euro auf Vorräte, 120.000 Euro auf Markenrechte und 54.100 Euro auf den Kassenstand. Die Verbindlichkeiten werden mit rund 7,949 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 6,223 Millionen Euro auf Banken, die Ab- und Aussonderungsrechte in Höhe von 1,392 Millionen Euro haben. Weitere 464.000 Euro entfallen auf Rückstellungen, 312.800 Euro offene Lieferungen und Leistungen, 303.400 Euro auf erhaltene Anzahlungen, 201.100 Euro auf das Finanzamt und 152.800 Euro auf die Österreichische Gesundheitskasse; weitere 233.800 Euro entfallen auf offene Löhne und Gehältersowie 319.700 Euro auf die Umsatzsteuer.

Die Zukunft

"Im Zuge des Insolvenzverfahrens wird eine Fortführung des Unternehmens der Antragstellerin sowie eine Sanierung der Antragstellerin im Wege eines Sanierungsplans angestrebt", teilt das Unternehmen dem Gericht mit. "Laut Fortführungsrechnung der Antragstellerin besteht für die Fortführung des schuldnerischen Unternehmens bis zum erwünschten positiven Abschluss des Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung im Wege einer rechtskräftigen Bestätigung des Sanierungsplans ein Liquiditätsbedarf in Höhe von ca. 480.000 Euro."

Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplanes, nicht jedoch vor Rechtskraft der Bestätigung des Sanierungsplanes, jedoch längstens innerhalb von zwei Jahren angeboten.

Das Geschäftsjahr 2022

Im Geschäftsjahr 2022 erzielte das Unternehmen einen Rohertrag in Höhe von 6,07 Millionen Euro, der Jahresverlust betrug 653.000 Euro und der Bilanzverlust 1,457 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten wurden mit 6,9 Millionen Euro beziffert und das Umlaufvermögen mit 5,659 Millionen Euro.