Millionenpleite einer bekannten Baufirma für Glas-Fassaden
Die Antragstellerin soll in Österreich führend sein im Bereich Alu-Glas-Pfostenriegelfassaden. In der Produktpalette befinden sich Alu-Türen und Fenster. In den vergangenen Jahren wurden auch Projekte mit Elementfassaden realisiert. In Zukunft will man aber den Fokus wieder auf die Pfostenriegelfassaden legen.
Die Rede ist von der mglass gmbH mit Sitz in Steyregg, Oberösterreich. Das Unternehmen hat laut Creditreform einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eingebracht. Vertreten wird es vom renommierten Sanierungsanwalt Wilhelm Deutschmann. Das Unternehmen wurde 2007 gegründet, beschäftigt heute 130 Mitarbeiter und hat unbesicherte Verbindlichkeiten in Höhe von 32 Millionen Euro.
Die Insolvenzursachen
Der Unternehmensgegenstand ist die Errichtung von Glasfassaden und Glasdächern im Objektbau. "Die zahlreichen Insolvenzursachen liegen unter anderem darin, dass die laufende Finanzierung über mit Garantien besichteren Anzahlungen von Auftraggebern erfolgte. Bedingt durch Großeprojekte wie Quadrill, Vio Plaza, H29, etc kam es zu hohen Vorleistungsarbeiten im Planungs- und Entwicklungsbereich. Die dafür notwendigen Zukäufe von Material und Fremdmontageleistungen konnten zeitnah mit dem bestehenden Finanzierungslinien nicht bewältigt werden. Weitere Ursachen sind ein anhängender Prozess, in welchem ein Schaden bis zu EUR 2 Mio. droht und ein nicht kostendeckendes Großprojekt in Süddeutschland". so Creditreform.
Im Jahr 2021 betrug der Auftragseingang 87 Millionen Euro. Von März 2021 bis März 2022 erhöhte sich der Alu-Preis um 100 Prozent. Diese Kosten konnten nur bedingt weitergegeben werden. Bei Projekten in Deutschland (40 Millionen Euro) wurde ein negativer Deckungsbeitrag in Höhe von 1,5 Millionen Euro erzielt. Die Unterdeckung führte 2022 zu einem negativen Ergebnis. "Die Finanzlücke aus 2022, der hohe Vorfinanzierungsgrad im Projektgeschäft und fehlende Anzahlungen von Neuaufträgen führten zu einem enormen Finanzbedarf in Höhe von rund zehn Millionen Euro. Der zusätzlich Finanzbedarf konnte nicht aufgebracht werden", heißt es weiter.
Schulden und Vermögen
Die unbesicherten Verbindlichkeiten werden mit 32 Millionen Euro beziffert, die freien Aktiva betragen nur zwei Millionen Euro. Sollte es zur Nichterfüllung von Werkverträgen kommen, würden sich die Passiva entsprechend erhöhen.
Die Zukunft
Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Zugleich hat die Baufirmen-Gruppe Holzhaider 51 Prozent an der mglass gmbH übernommen. "Die Fortführung wird dadurch finanziert und abgesichert, dass dem Insolvenzverwalter die benötigte Liquidität auf das Fortführungskonto überwiesen wird", heißt es weiter. Die Mittel sollen zur Abdeckung etwaiger Verluste herangezogen werden. Für neue Aufträge werden die benötigten Anzahlungsgarantien bereitgestellt.
Die Sanierungsquote in Höhe von 20 Prozent soll aus den freien Forderungen, dem Fortbetrieb und aus dem operativen Geschäft der nächsten zwei Jahre finanziert werden.
Zweite Pleite: Mglass Trieben
"Die mglass-Trieben GmbH - eine 100%ige Tochter der mglass GmbH – produzierte für die mglass GmbH Fenster und Türen. Aufgrund der beschriebenen Liquiditätsprobleme konnten die offenen Rechnungen von der mglass GmbH nicht mehr an die mglass-Trieben GmbH bezahlt werden, was schlussendlich deren Insolvenzantrag erforderlich machte", so der KSV1870. Mglass Trieben beschäftigt 13 Mitarbeiter.
"Die mglass-Trieben GmbH soll laut Insolvenzantrag nicht fortgeführt werden", so KSV1870-Experte Alexander Meinschad. "Beabsichtigt ist hier die Führung des Standortes Trieben als Betriebsstätte der mglass GmbH. Die 20%ige Sanierungsplanquote der mglass-Trieben GmbH soll aus dem freien Masseguthaben (insbesondere durch die Eintreibung offener eigener Forderungen) und von dritter Seite finanziert werden."
Die Verfahren sind laut KSV1870 bereits eröffnet worden. Zum Insolvenzverwalter der mglass GmbH wurde der Linzer Anwalt Thomas Zeitler in Linz bestellt, zum Insolvenzverwalter der mglass-Trieben GmbH wurde der Linzer Anwalt Rene Lindner.