Metaller-Gewerkschaft will 3,5 Prozent
Von Franz Jandrasits
Eine Kombination aus der Erhaltung der Kaufkraft durch die Abgeltung der Inflation und eine Anerkennung der heuer außerordentlich gut verlaufenen Entwicklung der Branche durch eine zusätzliche Einmalzahlung wäre der Königsweg."
Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh vom Institut für Höhere Studien (IHS) ist bei der am Donnerstag gestarteten Herbstlohnrunde für knapp 190.000 Metaller voll inhaltlich auf der Linie der Arbeitgeber. Deren Chefverhandler Christoph Hinteregger und Alfred Hintringer streben ebenfalls eine Erhöhung der Ist-Löhne um etwas über der Inflationsrate, also um "mindestens drei Prozent" (Hinteregger) an. Für die hohe Produktivitäts- und Ergebnissteigerung sollen die Arbeitnehmer über zusätzliche Einmalzahlungen "belohnt" werden.
Konjunktursorgen
Die Begründung für das Modell sind vom Wirtschaftsforscher und den Unternehmern ebenfalls praktisch identisch. Schuh: "Die Konjunktur zeigt eindeutige Abschwächungstendenzen, auch die Inflation wird im nächsten Jahr wieder zurückgehen." Die Unternehmen hätten durch die Einmalzahlungen nicht eine so hohe Steigerung der Lohnbasis für die künftigen Lohnrunden. Und die Arbeitgeberseite warnt vor einem neuerlichen Abschwung.
Untergrenze
Die Metallergewerkschaft (Proge) und die Angestelltengewerkschaft GPA, an deren Spitze Rainer Wimmer bzw. Karl Proyer verhandeln, wollen naturgemäß eine möglichst hohe prozentuelle Erhöhung der Ist-Löhne. Die "Schmerzgrenze" liegt - bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von rund 2,9 Prozent seit dem letzten Abschluss per 1. November 2010 - dem Vernehmen nach bei 3,5 Prozent. Die Grünen legen die Latte noch höher.Sie fordern sogar eine Erhöhung um fünf Prozent. 2010 hatten die Gewerkschaften eine Ist-Lohn-Erhöhung um 2,3 Prozent bzw. um mindestens 45 Euro brutto pro Monat ausgehandelt. Zusätzlich gab es nach Betriebserfolg gestaffelt Einmalzahlungen von 50, 100 oder 150 Euro.
Die Metaller - die am Donnerstag ihre Forderungen überreichten (tatsächlich verhandelt wird am 4. und 12. Oktober) - läuten die Herbstlohnrunde für insgesamt 1,2 Millionen Arbeitnehmer ein. Gleichzeitig mit der Industrie begannen auch die Verhandlungen für die 200.000 Mitarbeiter im Metallgewerbe, ab Mitte Oktober wird für die rund 450.000 Handels-Beschäftigten verhandelt. Danach steht die Gehaltsrunde für 350.000 Beamte auf dem Plan.