Ladenschluss bei Niedermeyer
Von Kid Möchel
Die Spatzen haben es schon von den Dächern gepfiffen, aber erst seit gestern, Mittwoch, ist es fix: Die Elektrohandelskette Niedermeyer ist Geschichte. Das bankrotte Unternehmen, das zuletzt nur noch 300 Mitarbeiter in 45 Filialen beschäftigte, wird zugesperrt. Das wurde bereits vom Gläubigerausschuss abgesegnet. Zuvor hatte Niedermeyer-Chef Werner Weber den Sanierungsantrag zurückgezogen.
Denn: Jene drei Investoren, die als mögliche Käufer gehandelt wurden, darunter der deutsche Online-Händler Cyberport, konnten sich für die angestaubte Filialkette samt ihrem neuen Geschäftsmodell „Multi-Channel-Shopping“ nicht erwärmen.
„Es gab leider keinen Kandidaten, der ein Zusage abgeben wollte, dass er das Unternehmen weiter finanziert“, sagt Niedermeyer-Anwältin Ulla Reisch im Gespräch mit dem KURIER. „Wir haben schon bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang April gesagt, dass wir nur so lange mit Interessenten verhandeln werden, solange es uns sinnvoll erscheint.“ Da sich ein weiterer Fortbetrieb zu einem Nachteil der Gläubiger auswirken hätte können, musste nun laut Reisch die Reißleine gezogen werden.
35 Mio. Euro Schulden
Unter dem Strich explodieren die Niedermeyer-Schulden auf rund 35,06 Millionen Euro. Denn die Betriebsschließung führt zu hohen Beendigungsansprüchen der 300 Mitarbeiter: insgesamt 6,42 Millionen Euro.
Dazu kommen Beendigungskosten und Schadenersatzansprüche der Vermieter und Leasinggeber in Höhe von 11,2 Millionen Euro. Zu Letzteren gehört laut Aktenlage die UniCredit Leasing.
In Sachen Vermögen ist bei Niedermeyer sprichwörtlich Ebbe. Gerade einmal 2,4 Millionen Euro betrug das freie Vermögen, großteils Handelswaren, zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung. Aufgrund der finanziellen Schieflage ist der Warenbestand aber weiter gesunken.
Totaler Abverkauf
Wie schon bei der Schließung von 53 Filialen im vergangenen April wird der Masseverwalter in den nächsten Tagen einen Abverkauf starten – aber diesmal werden auch die Regale mitverkauft.
In den vergangenen Jahren war Niedermeyer zu einem Gemischtwarenladen verkommen, den Mitbewerber wie die Mediamarkt-Saturn-Gruppe meilenweit abgehängt hatten – nicht nur beim Service: Die Auswahl bei Computern, Handys, Heimelektronik und Fotoausrüstungen war bei Niedermeyer deutlich beschränkt.
Beinahe zeitgleich wurde bekannt, dass der Schlecker-Nachfolger dayli 180 Filialen schließt - mehr dazu hier.