Kfz-Branche ärgert sich über "grüne Verbotspartei"
Der heimische Automarkt ist aus der Spur gekommen. Wurden in den vergangenen zehn Jahren immer konsequent mehr als 300.000 neue Pkw verkauft, so waren es heuer nur noch rund 249.000 Einheiten. Das ergibt das schlechteste Neuwagenjahr seit 33 Jahren. „Der April war ein Desaster“, sagt Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure. Die Pandemie und damit der erste Lockdown brachte das Geschäft zum Erliegen. Nicht nur in Österreich. Der Verkaufsrückgang lag im europäischen Durchschnitt.
Erschwerend seien in Österreich, wie Kerle betont, die politischen Rahmenbedingungen hinzugekommen. „Die permanenten Steuererhöhungen verunsichern die Kunden.“ Alleine im Vorjahr wurden die Normverbrauchsabgabe (NoVA) sowie die Versicherungssteuer erhöht, zudem die Sachbezugsregelung verändert. Und Mitte des laufenden Jahres wird die NoVA de facto für alle Neuwagen erneut erhöht – und inkludiert erstmals auch Kleintransporter.
„Diese Nacht- und Nebelaktion hat uns völlig überrascht“, sagt Kerle und geht mit der Regierung, insbesondere dem kleinen Koalitionspartner, hart ins Gericht. „Eine Regierungspartei freut sich, endlich werden weniger Autos verkauft.“ Das sei aber kein Grund zur Freude, sondern eine dramatische Situation für eine heimische Leitbranche mit ihren rund 315.000 Beschäftigten. „Das hat weitreichende Folgen für die Gesamtwirtschaft“, so Kerle. Er sei zudem enttäuscht, dass die Wirtschaftspartei ÖVP dem zugestimmt habe. Die Erklärung, Grünes tun zu müssen, sei unbefriedigend gewesen.
Dem pflichtet Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, bei. „Überfallsartige Steuererhöhungen sind das letzte, was wir jetzt brauchen.“ Anreize seien besser als Verbote und gut für den Klimaschutz. „Das würden wir ins Stammbuch der grünen Verbotspartei schreiben.“ Dass bisher Klein-Lkw von der NoVA befreit waren, ist für beide Branchenvertreter logisch. „Die NoVA hat die Luxussteuer abgelöst, die nur Pkw betroffen hat.“ Lkw seien für Firmen eine Art Werkzeug und mit Privatautos nicht zu vergleichen.
Elektroautos
Was mit Anreizen erreichbar ist, zeigt laut Kerle die starke Zunahme von reinen Elektroautos. Mit knapp 16.000 Stück halten sie immerhin nun einen Anteil von sechs Prozent an den Neuzulassungen. Freilich, nach wie vor entfällt der Löwenanteil (82 Prozent) auf Firmenfahrzeuge. Inklusive hybrider Antriebsarten (also Elektro plus Verbrenner) haben alternative Antriebe bereits 20 Prozent. Ob die E-Mobilität tatsächlich der letzte und beste Schritt in der Mobilität sei, stellt Kerle jedoch infrage.
Ausblick
Wenig Optimismus gibt es für das begonnene Jahr. „Steuererhöhungen sind Gift für den Markt und bringen der Umwelt nichts, weil länger kein Ersatz angeschafft wird“, sagt Edelsbrunner. Zudem fehle wegen des aktuellen Lockdowns bereits der zulassungsstarke Jänner. Das Jahr werde schwierig, resümiert Kerle, auch, weil ein Ende der Pandemie und eine Besserung der Wirtschaft nicht absehbar sei. Er rechnet „bestenfalls“ mit 270.000 Neuzulassungen.