Wirtschaft/Karriere

Anruf bei Indiana Jones

Mit diesem Mann telefoniert man gerne. Je länger das Gespräch dauert, desto stärker kommt „Indie“ durch. Schauspieler Wolfgang Hampel synchronisiert die Rollen von Harrison Ford, einst „Indiana Jones“. Er sprach zudem Larry Hagman als J.R. in Dallas, Michael Caine, Richard Chamberlain, den frühen Gérard Depardieu. Seit einem Jahr genießt er sein Rentnerleben in Altaussee, Harrison Ford bleibt er auch im Ruhestand treu.

1 Für welchen Film haben Sie zuletzt gesprochen?

Vergangene Woche für Harrison Ford im neuen Film „42“. Früher hat Harrison Ford ein Mal im Jahr einen Film gemacht, inzwischen sind es drei. Irgendwie langweilt er sich wohl und muss viel arbeiten.

2 Kennen Sie ihn persönlich?

Bei der Premiere von „Air Force One“ in Berlin wollte ich ihm mal Hallo sagen. Aber eine Meute Frauen hat sich auf ihn gestürzt, ich dachte, das überlebt der nicht.

3 Wie sind Sie zum Synchronsprechen gekommen?

An der Schauspielschule in Leipzig war ums Eck ein Synchronstudio, da haben wir Studenten „Masse“ gemacht, Chöre imitiert. Ein Regisseur hörte mich, besetzte mich als Sprecher für „Djamila“. Nach meiner Flucht nach Westberlin 1976 habe ich mich für Synchronfilme beworben.

4 Wie kriegt man Star-Rollen? Und ist man langfristig gebunden?

Für die Sprechrolle von Harrison Ford in „Star Wars“ bin ich 1977 zum Casting. Ford hatte nur in B-Movies gespielt, hatte damals noch keinen Stammsprecher. Vertraglich festgelegt bin ich nicht, ich könnte auch ablehnen. Aber man ist ja dem Zuschauer verpflichtet.

5 Der Tagesablauf im Studio?

Ich bin von etwa neun Uhr bis vier im Tonstudio. Früher haben mehrere Sprecher gemeinsam eine Szene gesprochen. Heute stehe ich allein im Studio, es ist technischer, aber die Stimme so leichter bearbeitbar. Früher habe ich für einen Film zwei Wochen gebraucht, heute habe ich es in drei Tagen erledigt.

6 Wie viel hat Synchronsprechen mit Schauspielen zu tun?

Ich finde, viel. Ich muss meine Fantasie mobilisieren – egal, ob es eine Actionszene oder eine intime Szene ist.

7 Was mögen Sie am Synchronsprechen besonders?

Ich sehe es als Erweiterung meines Berufs als Schauspieler, habe Rollen gesprochen, die ich nie gespielt habe.

8 Was gar nicht?

Allein aufnehmen zu müssen. Mit anderen zusammen ging das feiner, eleganter. Und Synchronregisseure, die Unsinn reden. Manchmal musste ich in der Kantine nach Wodka fragen, weil der Text so schwer zu ertragen war.

9 Ein Satz, der Ihnen nur schwer über die Lippen kam?

In „Der einzige Zeuge“ rief Harrison Ford im Wasser nach seiner ertrinkenden Freundin Claire. Ich stand da mit dem Mund voller Wasser, das Timing finden war nicht einfach.

10 Sprechen Sie Hagman anders als Ford?

Das ergibt sich, hängt auch von der Physis des Schauspielers ab. Man versucht Rhythmus und Gefühl der Rolle auf die Stimme zu übertragen.

11 Wie schonen Sie Ihre Stimme?

Ich muss täglich meine Sprechübungen machen.

12 Ihre Lieblingsrolle?

„Bladerunner“ war umwerfend, Indiana Jones unterhaltsam, nicht so gut war der letzte Teil. Wenn nur mehr auf die Gosch’n gekloppt wird, ist das fad.

13 Wie viel verdienen Sie?

Weniger als die meisten glauben. Pro Take zehn Euro. Ein Film hat 300.