Was wir ohne Worte alles sagen
Von Ulla Grünbacher
Auffälliges Gähnen, übertriebenes Nicken, unkontrolliertes Grinsen: In langweiligen Sitzungen ist es besonders schwierig, sich zu konzentrieren und den Worten des Redners zu lauschen. „Auch wenn man nicht bei der Sache ist, kann man es zumindest vorspiegeln“, sagt die Kommunikations-Expertin Sigrid Tschiedl. „Nach dem Motto: Fake it or make it.“ Das gelingt über die Körpersprache und die Mimik.
Haltung und Mimik
Der Vorteil: Die Gedanken folgen der Haltung – und auch umgekehrt. Wenn ich gelangweilt bin und keine Lust habe, mich zu konzentrieren, dann verlangsamt sich auch die Atmung und der Puls. Wenn ich hingegen bewusst Aufmerksamkeit ausstrahle, bin ich es auch. Damit das gelingt, setzt man sich zunächst aufrecht hin, am besten auf die Stuhlkante, ohne sich anzulehnen. Der Körper ist dem Sprecher zugewandt, beide Füße stehen auf dem Boden. „Wenn man einen Rock oder ein Kleid anhat, kann man die Beine auch übereinander schlagen, wichtig ist aber, dass man gerade sitzt und nicht schief“, betont Tschiedl. Die Hände sollte sichtbar sein, ab besten man legt sie auf den Tisch, versteckt sie aber nicht darunter.
Blickkontakt und wacher Blick
Ob der Vortrag Interesse weckt oder nicht, lässt sich auch an der Mimik der Zuhörer ablesen. „Am besten ist es, wenn man sichtbar zuhört und präsent ist“, sagt Tschiedl. Das gelingt durch einen wachen Blick, der nicht nachdenklich nach innen, sondern nach außen gewandt ist. Das gelingt durch das Hochziehen der Stirn. „Beim Blickkontakt selbst ist es egal, ob ich den Vortragenden selbst anschaue, oder ein Detail, wie zum Beispiel den Stift, mit dem dieser spielt“, nennt sie ein Beispiel.
Mundwinkel noch oben
Auch die Mundwinkel spielen bei einer aktiven Mimik eine große Rolle. Sie sollten nicht nach unten hängen, sondern in der Andeutung eines Lächelns leicht gehoben werden. „Wenn man sich nicht auf den Vortrag konzentrieren kann, hilft es, an etwas Schönes zu denken – um die Mimik in den Griff zu bekommen“, rät Tschiedl. Der Sprecher merkt sehr wohl, wer ihm zuhört – und wer nicht. Denn auch das Publikum ist Teil des Kommunikationsprozesses, die zuhörenden Mitarbeiter geben motivierende oder demotivierende Signale ab. Der vortragende Vorgesetze wird auf die Signale seiner Mitarbeiter achten – und so einen positiven oder weniger positiven Eindruck von jedem einzelnen Mitarbeitern bekommen. Grund genug, in der nächsten Sitzung nicht laut zu gähnen, ohne gelangweilt zu wirken.