Sieben Selfcare-Tipps für mehr Erfolg im Beruf
„Jetzt schaue ich einmal, was ich wirklich brauche“ – für die meisten Menschen ist es schwierig, diesen Satz laut zu sagen. Und noch schwieriger, dem Vorsatz Taten folgen zu lassen. Zu schmal scheint der Grat zwischen Selbstfürsorge und Egoismus, zu tief eingeimpft ist das Bedürfnis, zuerst einmal anderen und dann erst sich selbst zu helfen. Ein Missverständnis im Grunde, denn Selbstfürsorge – auf Neudeutsch Selfcare – tut den Mitmenschen nicht weh.
Im Gegenteil: Meist profitiert das Umfeld davon von jenen, denen es gelingt, die Prioritäten in ausgewählten Momenten auf sich selbst zu setzen und zu wissen, wann man die Batterien aufladen muss. Auch beruflich macht sich bedürfnisorientierte Selbstfürsorge bezahlt: Man wird gelassener, leistungsfähiger und arbeitet besser im Team. Folgende sieben Tipps – verpackt in literarische Zitate, lassen Selfcare auch im Arbeitsalltag ankommen.
„Der Morgen ist die Jugend des Tages: Alles ist heiter, frisch und leicht: wir fühlen uns kräftig und haben alle unsere Fähigkeiten zu völliger Disposition. Man soll ihn nicht durch spätes Aufstehen verkürzen, noch auch an unwürdige Beschäftigungen oder Gespräche verschwenden, sondern ihn als die Quintessenz des Lebens betrachten und gewissermaßen heilighalten.“ Arthur Schopenhauers Wissen gilt auch heute noch. Denn Routinen, vor allem die am Morgen, sind für den Einstieg in einen gelungenen Arbeitstag von enormer Bedeutung. Dabei ist es nicht so wichtig, ob der Tag mit Ölziehen, Yoga, einer Runde Jogging oder einfach einer in Ruhe getrunkenen Tasse Kaffee beginnt: Wichtig ist die gesunde Routine, die bewusst entspannt in den Tag starten lässt.
„Und ich habe mich so gefreut! sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut - ist das nichts?“ Marie von Ebner Eschenbachs Worte sind auch heute noch eine echte Selfcare-Weisheit. Sich jeden Tag auf etwas zu freuen, das am Arbeitsplatz geschehen wird – oder wenigstens passieren könnte – birgt jede Menge Motivationspotenzial. Dieses sollte man sich auch durch die freilich stets bestehende Möglichkeit des Scheiterns nie nehmen lassen.
„Geld ist wie Dünger. Man muss es verteilen, bevor es anfängt zu stinken“, soll Jean Paul Getty gesagt haben. Sich selbst hin und wieder ganz bewusst etwas Besonderes zu schenken – ob es ein etwas exklusiverer Mittagslunch ist, oder sogar eine kleine Online-Shoppingtour in der Arbeitspause – ist zwar materialistisch, tut der Seele zwischendurch aber einfach gut.
„Im Gegenteil, das absolute Fehlen einer Last führt dazu, dass der Mensch leichter als Luft wird, nach oben fliegt, sich von der Erde entfernt, nicht irdisch wird, nur halb real wird und seine Bewegungen ebenso frei wie bedeutungslos sind“. Milan Kundera lässt darüber nachdenken, warum es so schwerfällt, die Dinge leicht zu nehmen. Gerade im Berufsalltag wäre es wichtig, einmal innezuhalten und sich zu fragen warum man im Büro so oft im Kampfmodus funktioniert. Hilfreich kann es sein, sich selbst bei kleinen Aufregungen zu fragen, ob sie es wert sind , daran Nerven und Zeit zu verschwenden. Lautet die Antwort „Nein“, sollte man die Ärgernisse großherzig ziehen zu lassen.
Herr Janosch, was wäre eigentlich gewesen, hätten Tiger und Bär Smartphones gehabt? „Sie hätten Panama einfach gegoogelt und wären im Übrigen am Tisch sitzen geblieben,“ schrieb Janosch einmal in einer Kolumne für das „Zeit-Magazin“ Ein großes Stück Wahrheit, denn nicht nur hält uns das kleine Helferlein in der Hosentasche oft vom Schritt ins echte Leben ab, es stiehlt auch wertvolle Momente der Regeneration, da es ständig mit Reizen bombardiert. Daher ist Handy-Detox – gerade in Arbeitspause, wo man Lust auf etwas Ablenkung hat – eine wirklich gute Selfcare-Strategie. Denn selbst wenn man nur schnell sein WhatsApp checken will, liest man doch auch noch die Arbeitsemails oder recherchiert im Internet. „Pause an“ sollte also „Handy aus“ bedeuten.
„Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.“ Was zu Johann Wolfgang von Goethes Zeiten galt, gilt auch heute noch. Blumen und Pflanzen sind für Menschen eine Kraftquelle. Die Beschäftigung mit ihnen wird als sehr wohltuend erlebt. Das beginnt beim Aussuchen des Strausses, geht über die Freude beim Arrangieren in der Vase bis hin zu dem Duft und Farbtupfer, für den Blumen sorgen. Realisieren lässt sich dieser Selfcaretipp auf jedem Schreibtisch und auch im kleinsten Homeoffice-Eckchen. Die positive Wirkung von Blumen auf die Psyche ist übrigens wissenschaftlich belegt: Eine Umgebung mit Pflanzen reduziert nachweislich Stress, wirkt entspannend, hellt die Stimmung auf und fördert somit die Gesundheit.
„Wer sich nicht zu rühmen weiß, kennt nicht die Kunst des Emporkommens,“ lautet ein chinesisches Sprichwort. Und so sollte man im Sinne des karrieredienlichen Selfcare ruhig einmal die vorherrschende Meinung überdenken, dass Eigenlob stinke. Es muss ja nicht laut und präpotent vorgebracht werden – manchmal ist es viel wirkungsvoller, sich auf einem Zettelchen zu notieren, was man heute Gutes geschafft hat.
Expertin Friederike Nölle erklärt, warum Selbstfürsorge im Alltag oft untergeht.
KURIER: Was bedeutet Selfcare für Sie genau?
Friederike Nölle: Selbstfürsorge wird häufig mit dem warmen Bad oder dem Nichtstun auf dem Sofa gleichgesetzt. Selbstfürsorge ist aber viel mehr als das. Es ist ein Ja zu mir. Es ist, mich genauso wichtig zu nehmen, wie jeden anderen. Es ist die Verantwortung für mich, für mein Denken und Handeln zu übernehmen, meine Bedürfnisse wahrzunehmen und mich aktiv für die Erfüllung einsetzen.
Warum muss der moderne Mensch es überhaupt lernen, gut für sich selbst zu sorgen?
Wenn wir geboren werden, haben wir ein natürliches Gespür für unsere Bedürfnisse. Im Rahmen unserer Erziehung und Sozialisierung lernen wir, unsere Bedürfnisse zu übergehen. So wird uns beispielsweise zumeist eine Schlafenszeit, Spielzeit, Essenszeit von den Eltern vorgegeben. Wenn wir selbst wählen könnten, würden wir vielleicht einen komplett anderen Rhythmus wählen. So entfremden wir uns immer weiter von unseren Bedürfnissen. Irgendwann wird das für uns so normal, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen.
Kann Selfcare wirklich helfen, im Beruf besser mit Belastungen zurechtzukommen?
Definitiv ja. Denn Selbstfürsorge führt dazu, dass ich frühzeitig merke, wann mich etwas stresst. Entsprechend kann ich schneller gegensteuern. Gerade im Beruf führt häufig fehlende Abgrenzung zu erhöhter Belastung. Hier bedeutet Selbstfürsorge also nicht, mehr Yoga zu machen, sondern zu erkennen, wo die Abgrenzung fehlt und dann mutig und bewusst für sich einzustehen.
Die meisten Selfcare Tipps klingen recht einfach – warum ist die Umsetzung so schwer?
Hintergrund ist die „Gewohnheitsautobahn“. Um Energie zu sparen, handelt unser Gehirn am liebsten nach immer gleichen Mustern – Gewohnheiten. Wenn ich eine neue Selfcare-Aktivität in mein Leben integrieren möchte, empfinde ich es zunächst als Anstrengung. Das dauert nach wissenschaftlichen Erkenntnissen etwa drei Monate.
Besteht die Gefahr, dass Selfcare irgendwann auch einfach ein Punkt auf der To-do Liste wird?
Ja absolut. Und zwar immer dann, wenn ich einfach „nur“ Selfcare Tipps von Experten auf meine Agenda setze, ohne wirklich hinzuschauen, welche Bedürfnisse bei mir befriedigt werden wollen und ohne auszuprobieren, welche Umsetzungsstrategien für mich die Richtigen sind.
Wo endet Selfcare und wo beginnt Egoismus?
Egoismus beginnt für mich immer dann, wenn ich mit meiner Selbstfürsorge anderen Schaden zufüge. Parallel dazu ist die Vernachlässigung von Selbstfürsorge und damit die Vernachlässigung der eigenen Gesundheit Egoismus. Denn damit vernachlässige ich meine Gesundheit und langfristig führt das dazu, dass ich der Allgemeinheit zur Last falle.