„Meeten Sie noch oder arbeiten Sie schon?“
Ich kann grad nicht, ich bin im Meeting!“ Wenn Menschen mit ernst zu nehmendem Jahresgehalt während einer Besprechung ans Telefon gehen, um endgestresst ins Smartphone zu stöhnen, dass sie nicht ans Telefon gehen können, dann ist das ein Moment, der die Evolution infrage stellt und beweist, dass ein Smartphone immer nur so smart wie sein Besitzer ist.
Viele Firmen ersparen ihren Mitarbeitern inzwischen derart hirnbefreites Verhalten vor versammelter Mannschaft: Sie erteilen Handys Meetingverbot und stellen als Selbstschutzmaßnahme Handykörbchen auf. Ist das die mobile Freiheit, die uns die Handy- werbung versprochen hat? Könnte man nicht auch freiwillig abschalten?
Könnte man, wenn man noch könnte. Will man aber nicht, weil die meisten Präsentationen so einschläfernd sind, dass der Griff zur Dienstwaffe Handy weniger auffällig ist, als wenn man den Hausschlüssel ständig aus der einschlafenden Hand fallen ließe. Ein Teufelskreis: Weil Bürokrieger so viel Zeit in Meetings absitzen, haben sie keine Zeit mehr, diese vorzubereiten.
Einladung zum KPI-Vortanzen
Aus Angst vor dem gesenkten Daumen des Chefs, der aus Gewissensonaniegründen ständig zum KPI-Vortanzen lädt, zieht der gemeine Schreibtischsöldner mit einer aufmerksamkeits- vernichtenden Waffe in den Folienkrieg: Die per se unparteiische Software PowerPoint wird als Massenvernichtungsmittel für Produktivität missbraucht – die Software kann nichts dafür, sie ermöglicht nur, was der Mensch damit macht, nämlich das: fliegenschisskleine Zahlen, mehr Aufzählungszeichen als Aussagen, Grafiken, die blind machen.
Und dann das: Der Vortragende liest Bulletpoint für Point vor, was auf den Folien steht. Das nennt man betreutes Lesen oder todsicherer Tipp gegen Schlafstörungen. Willkommen in Absurdistan: Die Manager, für die dieses Vortanzen ursprünglich veranstaltet wurde, bekommen davon nichts mit. Für sie sind Meetings die letzte Oase, um mal ganz in Ruhe Mails abzuarbeiten. Ist das noch win-win oder bereits plemplem?
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