Wirtschaft/Karriere

Matea Tadic: Verliebt in Geld

Zielstrebig und selbstbewusst war sie immer schon. Geld spielte in ihrem Leben seit jeher eine zentrale Rolle. Vielleicht, weil Matea Tadic, Kind von bosnischen Kroaten in Kärnten, mit wenig aufgewachsen ist. Und mehr wollte.

Nur eine Woche nach der Matura hatte sie bereits einen Arbeitsvertrag im Villacher Bürgermeisterbüro unterschrieben („den habe ich mir schon im Laufe des letzten Schuljahrs ausgehandelt“). Zwei Jahre war sie dort beschäftigt, ehe ihr Leben eine Wende nahm. „Der Job hat mir Spaß gemacht, aber ich war nicht richtig gefordert. Außerdem wollte ich nach Wien.“

Sie traf Florian Koschat, einen Wiener Investmentbanker, der in Villach war. „Wir kamen ins Gespräch und irgendwann meinte er, ich würde gut in sein Unternehmen passen.“ Doch der Kontakt brach vorerst ab. „Dann, Monate später rief er plötzlich an und meinte, er hätte jetzt einen Job für mich in Wien. Ich war völlig fertig, aufgeregt, wusste aber, dass ich mir diese Chance nicht entgehen lasse.“

"Entscheidend ist dein Wille"

Gleich am nächsten Tag kündigte sie ihren soliden Bürojob, reiste in die Bundeshauptstadt, führte bei Pallas Capital noch ihr offizielles Bewerbungsgespräch und war mit 20 Jahren die jüngste Mitarbeiterin des Unternehmens. „So gesehen bin ich eine junge Quereinsteigerin“, erzählt die heute 22-Jährige. „Klar hatte ich Bedenken, ohne Ausbildung ins Finanzgeschäft einzusteigen. Aber dann hat mir mein Chef klar gemacht: Ausbildung ist wichtig, aber es ist kein Hindernis, wenn du sie nicht hast. Entscheidend ist dein Wille.“ Den Willen brachte Matea allemal mit. Sie arbeitete von früh bis spät – 70, 80 Wochenstunden sind im Investmentbanking üblich.

80 Prozent der Deals gehen schief

„Ich habe Fachbücher aufgesaugt, lernte von älteren Kollegen und wurde von meinen Vorgesetzten von Beginn an gefördert – und sehr gefordert. Oft gehst du als Anfänger über deine Grenzen, brauchst eine Weile, bis du mit Niederlagen und Rückschlägen umzugehen lernst, benötigst ein dickes Fell und Durchhaltevermögen. Denn 80 Prozent der Deals, an denen du dran bist, werden nichts.“

Und man braucht vor allem eines: eine persönliche Vision davon, wohin es gehen soll. „Gute Investmentbanker haben immer ihr Ziel vor Augen. Du musst jeden Tag genau wissen, was du erreichen willst und wofür du all das machst“, sagt Matea, die inzwischen ihre ersten Big Deals als Banking Analyst erfolgreich abgeschlossen hat. „Das Ziel muss persönlich und möglichst konkret sein. Etwa: ,Ich will meiner Mutter zu Weihnachten eine goldene Uhr kaufen‘ oder ,Mit 25 verdiene ich meine erste Million‘“. Für Matea sind all dies realistische Ziele.

Keine Zeit für Freunde oder Shopping

Dass sie kaum Zeit fürs Privatleben hat, stört sie (noch) nicht: „Ich mache meinen Traumjob. Was will man mehr? Wie die meisten Menschen wollte auch ich immer schon viel Geld haben. Denn es macht vieles möglich, wovon man träumt. Mich interessiert es nicht, mit Freundinnen shoppen zu gehen oder herumzuhängen. Das ist Zeitverschwendung.“

Ihr Joballtag biete ihr viel Abwechslung, sagt sie. „Zu unseren Tätigkeitsbereichen gehören die Finanzierung von Immobilienprojekten und Bauträgern mit Mezzaninkapital, die Kapitalbeschaffung für Unternehmen oder die Unterstützung von Geschäftsinhabern und Investoren, wenn sie Unternehmen verkaufen und kaufen.“

Investementbanker müssen netzwerken

Oft gehe es auch um Betriebsnachfolge, um Expansionen oder Geschäftsübergaben“, erzählt Matea. „Das sind meist sehr heikle Themenbereiche, da steht nicht nur das Finanzielle im Fokus, sondern die Befindlichkeiten dahinter, das Menschliche, Emotionen. Als Investmentbanker bist du nicht nur ein Finanzprofi, sondern vor allem ein Netzwerker. Man lernt viele interessante Menschen kennen, bekommt faszinierende Einblicke in Unternehmen und wirtschaftliche Prozesse, lernt täglich Neues dazu.“

Wille, Ehrgeiz, Motivation Was schätzt Mateas Arbeitgeber besonders an ihr? „Neben ihrem Wissensdurst, ihrem Willen und Ehrgeiz ist es auch ihre starke Eigenmotivation, ihr Verkaufstalent und ihre Risikobereitschaft.“ Was sie nicht verstehen kann: „Viele junge Leute glauben, sie studieren und machen dann in diesem Business das schnelle Geld. Aber so läuft das nicht. Es ist harte Arbeit, egal ob du ein Diplom hast oder nicht. Das ,Klinkenputzen‘, die Kaltakquise nimmt dir keiner ab. Da musst durch.“

Rappen als Ausgleich

Über ihren eigenen Verzicht redet Matea nicht viel. Manchmal aber singt sie ein Lied davon. Denn die Wahlwienerin ist auch eine begabte Rapperin. „Musik hilft mir, Dinge zu verarbeiten, und sie ist ein guter Ausgleich zu meinem Job.“ Wie lukrativ dieser in ihrem Fall letztendlich ist, verrät sie aber nicht. Sie verdient heute jedenfalls wesentlich mehr als die meisten Gleichaltrigen. „Ich bekomme ein monatliches Fixum und am Jahresende einen Bonus.

Wie hoch der ist, hängt von den Deals ab, an denen ich maßgeblich beteiligt war.“ Ein solcher umsatzabhängiger Verdienst macht in der Regel zwischen 10 und 30 Prozent des Projektumsatzes aus. Bei Millionenbeträgen geht es da also um beachtliche Summen.

Zur Person:

Matea Tadic wurde 1996 in Villach geboren.  Sie ist das jüngste Kind der Familie (sie hat zwei ältere Schwestern), ihre Eltern sind bosnische Kroaten.  Ihre Ausbildung hatte sie an der CHS Villach, wo sie auch  maturierte. Mit 18 hatte sie ihren ersten Job (im Bürgermeisterbüro Villach), 2017 stieg sie bei  Pallas Capital Investmentbanking in Wien ein.