Mentoring für angehende Meister
Von Nicole Thurn
Meister statt Master“: So nennt sich ein neues Lehrlingsprojekt des Berufsförderungsinstituts (BFI) Wien. Mit dem ersten Lehrlingsmentoring über Firmen und Branchen hinweg wolle das Wiener Bildungsinstitut das Image der Lehre in Österreich heben, sagt BFI-Wien-Chefin Valerie Höllinger. „Akademische Ausbildungen sind wichtig, aber eine Lehre als Handwerker muss als gleichwertig gesehen werden. Wir bilden jedes Jahr 833 Lehrlinge aus, wollen zeigen, dass man stolz darauf sein kann, Meister zu sein.“
Österreich habe zwar mit acht Prozent im internationalen Vergleich eine niedrige Arbeitslosenrate unter Jugendlichen. Doch: „Jeder Vierte bricht die Lehre ab, jeder Fünfte fällt bei der Lehrabschlussprüfung durch“, so die Geschäftsführerin. Zudem beklagten sich Unternehmen oftmals über die fehlenden Grundkompetenzen der Lehrlinge. Dabei fehle es ihnen oft nur an Unterstützung und Erfolgserlebnissen, meint Höllinger. „Ich habe mit CEOs geredet, die keine passenden Lehrlinge finden. Andererseits stehen Jugendliche auf der Straße. Diese Diskrepanz muss man lösen.“
Dreiergespann
Vier große Lehrlingsausbildner konnte Höllinger für ihr Projekt bereits gewinnen. Das Konzept: Jedem Lehrling (Mentee) wird eine Führungskraft (Mentor) und ein junger Lehrabsolvent (Peer) zugeteilt. „Der Lehrling kann mit dem Mentor und dem Peer in offener Atmosphäre Probleme besprechen, was er mit dem Ausbildner und den Lehrlingskollegen nicht so könnte“, meint Höllinger. In diesem Mentoringprogramm kommen alle drei aus unterschiedlichen Unternehmen und unterschiedlichen Branchen – das soll für neue Impulse sorgen. Das BFI Wien wickelt die Organisation des Mentorings und der Workshops ab.
„CEOs finden keine Lehrlinge, Jugendliche stehen auf der Straße. Diese Diskrepanz muss man lösen.“
Valerie Höllinger, Geschäftsführerin BFI Wien
Und die sollen die junge Zielgruppe begeistern: „Wir planen Adventure-Workshops, einen Kochkurs, Klettern am Spiderrock, einen Tanzkurs – Dinge, die die Jugendlichen in ihrer Freizeit sonst nicht tun.“ Vermittelt werden sollen Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein, soziale Kompetenz, Reflexionsstunden bringen die nötige Ernsthaftigkeit. „Die Lehrlinge sollen Freude für Lernerfahrungen generieren“, sagt Höllinger. Peers und Mentoren erhalten Schulungen vom BFI Wien.
Höllinger erwartet sich vom Projekt eine Aufwertung. „Die Lehrlinge sollen spüren: Ich bin was wert.“ Die Betriebe würden im Employer Branding gestärkt.
„Meister statt Master“ ist erst der Anfang: 2015 sollen die daraus gewonnenen Erkenntnisse in eine BFI-Lehrlingsakademie einfließen.
Aufruf: Das Kick-off-Event findet im September statt, der Start folgt im März 2014. Große Lehrlingsausbildner können sich noch bis Ende Juli bewerben.