Industrie fehlen 10.000 Fachkräfte pro Jahr
Trotz sich abzeichnender Konjunkturabkühlung klagt die Industriellenvereinigung (IV) weiter über Fachkräftemangel: "Wir haben eine Lücke von 10.000 Fachkräften pro Jahr", berichtet Gerhard Riemer von der Industriellenvereinigung am Montag. "Drei von vier Leitbetrieben haben Probleme, qualifiziertes Personal zu finden", bestätigt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Rund 4000 bis 5000 Lehrlinge könnte man zusätzlich einstellen - wenn es qualifizierte Jugendliche geben würde. Aufgrund der demografischen Entwicklung könnte diese Zahl bald weiter steigen.
In einer Arbeitsgruppe hat die IV daher einen Fünf-Punkte-Plan ausgearbeitet und will dabei beim Bildungssystem ansetzen. "Wir benötigen dringen strukturelle Änderungen", meint der Leiter der Arbeitsgruppe, Alexander Bouvier.
Die Bildungs- und Berufsinformation müsse neu aufgesetzt werden. Die IV plädiert für ein eigenes Unterrichtsfach in der 7. und 8. Schulstufe. Dieses solle ein externer Coach unterrichten: "Denn vielen Schulen geht es oft nur um das Halten ihrer Schülerzahlen", ortet Bouvier eine Benachteiligung der Lehre.
Vor allem in den Städten würde die Polytechnische Schule als 9. Schulstufe zu wenige gute Lehrlinge hervorbringen. Neben einer Neugestaltung dieser Ausbildung plädiert die IV für eine stärkere Verankerung von technischen Fächern im Bildungswesen sowie neuen "Brücken" zwischen Schulabschluss und Lehre bzw. Weiterbildung.
Frauen
Großes Fachkräftepotenzial ortet die IV bei Frauen (derzeit ist kein Technik-Beruf unter den Top-10-Lehrberufen) sowie bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund: 30 Prozent dieser Gruppe haben derzeit nur einen Pflichtschulabschluss.
Das Bildungsvolksbegehren wird von der IV klar unterstützt.
Auf die Bitte, die Konjunkturaussichten einzuschätzen, erklärt Neumayer: "Wir sehen in den kommenden zwei Quartalen eine Abkühlung der Industriekonjunktur." Danach rechne man wieder mit einem Aufschwung.