Herbstlohnrunde: Was passiert, wenn der Lohnabschluss eine längere Laufzeit bekommt
Von Jennifer Corazza
Die Herbstlohnrunde der Kollektivverträge steht in den Startlöchern. Die Maschinen- und Metallbauindustrie macht am 25. September den Auftakt (lesen Sie dazu mehr). Nach Rekordabschlüssen im Vorjahr ist die Inflation weiterhin hoch. Die Lohnabschlüsse sollten das daher ebenfalls sein.
Doch die Unplanbarkeit stellt Betriebe vor Herausforderungen, weshalb Experten Lösungsvorschläge unterbreiten, u. a. das Strecken der KV-Laufzeiten. „Das bringt Stabilität“, sagte etwa IHS-Chef Holger Bonin zum KURIER.
Damit wäre ein Abschluss statt nur für 12 bis zu 24 Monate gültig. In der Praxis sei das jedoch nicht üblich, heißt es seitens der Gewerkschaft. Gestreckte Lohnabschlüsse seien ein „absolutes Minderheitenprogramm“, so Karl Dürtscher vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Gestreckte Lohnabschlüsse kämen nur selten, in weniger als zehn Prozent der Kollektivverträge, und wenn in einer anderen Form vor, so das ÖGB-Vorstandsmitglied.
Eine Ausnahme stellt der Baubereich dar - hier wird der Abschluss auf zwei Jahre ausgelegt. Für das zweite Jahr wird jedoch vorab ein Zuschlag auf die Inflationsrate festgelegt. Und es besteht die Möglichkeit, nach dem ersten Jahr den Lohnabschluss erneut zu evaluieren.
„Die Inflationsabgeltung ist auch nach diesem Zeitraum noch sichergestellt“, so Dürtscher. Der Vorteil ist, dass im Folgejahr keine Verhandlung geführt werden muss und Betriebe eine gewisse Planbarkeit gewinnen. Gestreckte Lohnabschlüsse, die keine Abgeltung der Inflation sicherstellen, seien für den ÖGB aber keine Option. Daher bleibt der Wunsch bestehen, Lohnabschlüsse jährlich zu verhandeln, auch wenn der Aufwand womöglich ein größerer ist.