Guter Ruf ist für Firmen billig
Als Felix Baumgartner mit dem Stratos-Sprung per Überschallgeschwindigkeit gen Erde schoss, schnellten die Image-Werte der Marke Red Bull gen Himmel. Die heimischen Wirtschaftsstudierenden stehen seit Jahren auf den roten Bullen, wie das aktuelle Arbeitgeber-Ranking des deutschen Instituts trendence zeigt. Wie schon im Vorjahr würden die Wirtschaftsabsolventen auch heuer wieder am liebsten beim Salzburger Getränkekonzern arbeiten. „Sie wollen Teil dieser Erfolgsgeschichte sein“, begründet Jörn Klick, Senior Key Account Manager bei trendence den guten Ruf des Überfliegers. Auch eine Portion Patriotismus sei dabei: „Der Effekt ,made in Austria‘ kommt zum Tragen.“
trendence befragte in der jährlichen europaweiten Studie mehr als 7500 österreichische Studierende kurz vor Studienabschluss zur Beliebtheit von 120 potenziellen Arbeitgebern. Bei den Technikern (IT, Ingenieurswissenschaft) wurde das Image von Red Bull erstmals untersucht – hier landete das Unternehmen mit einem Satz auf Platz vier (siehe Tabelle unten). Auch mit seiner Präsenz an den österreichischen Universitäten, mit dem Sponsoring von Sport- und Partyevents für Studierende , habe der rote Bulle seine Beliebtheit gesteigert, sagt Klick. Auch andere Konzerne wie Google oder Microsoft haben in der Beliebtheit zugelegt – weil sie beim Recruiting von Studienabsolventen aktiv sind.
Bei den Technikern konnten Unternehmen aus der Energiebranche im Ranking zulegen – Andritz schaffte es auf Platz 9, der Verbund auf Platz 14 statt 31, die OMV sprang von Platz 35 auf Platz 15. Bei den Wirtschaftswissenschaftern sind Konsumgüterproduzenten wie Kraft Foods (16), Coca-Cola (18) und Nestle (23) gefragter als im Vorjahr.
Apple, IBM und einige Banken sind Image-Verlierer.
Anders als andere Arbeitgeber, die an Attraktivität einbüßten. Zu den großen Verlierern gehören Technologieriesen wie Apple und IBM, die bei den Technikern im Ranking hinunterrasselten – vor allem, weil sich ihre Zielgruppe im Recruiting verändere, sagt Klick: „IBM beispielsweise wandelt sich vom IT- zum Beratungsunternehmen.“ Einen Imageverlust hinnehmen musste laut Klick der Bankensektor – wobei man hier differenzieren müsse: Die Erste Bank schaffte es immerhin von Platz 19 auf Platz 9.
Für mehr Gehalt tut es auch die Firma mit schlechtem Image.
Wer mit Image nicht punkten kann, muss mit Geld kompensieren: Mehr als ein Drittel der Wirtschaftswissenschafter ist bereit, für eine Firma mit schlechtem Image zu arbeiten, wenn das Gehalt stimmt. „Schmerzensgeld“, sagt Klick lapidar. Was für weniger beliebte Firmen heißt: Sie müssen tiefer in die Tasche greifen, um Absolventen anzulocken. Für beliebte Arbeitgeber bedeute das: Ihr Image ist für das Unternehmen unbezahlbar – ihr guter Ruf ist billiger.
Jobaussichten: Noch nie waren die Wirtschaftsstudenten pessimistischer.
Die Jungakademiker in spe blicken pessimistischer als früher in die Zukunft. 40 Prozent der Wirtschafter machen sich Sorgen um ihre Karriere, – der bisher schlechteste Wert in der seit sechs Jahren durchgeführten Studie. Im Vergleich zu Europa liegen sie dennoch im guten Mittelmaß (EU-Schnitt: 61,2 Prozent). Die österreichischen Ingenieure und ITler sind deutlich optimistischer: Nur 27 Prozent machen sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft, nach Norwegen der zweitbeste Wert in Europa. Auch die Jobsuche gestalte sich schwieriger, glauben die Befragten. Wirtschaftsabsolventen gehen davon aus, 37,8 Bewerbungen verschicken zu müssen. 2009 rechneten sie noch mit 22 Bewerbungen. Die Techniker meinen, 23,7 Bewerbungen verschicken zu müssen (2009: 15,4). Experte Klick ortet zwei Trends: Bei sinkendem Optimismus steige die Anzahl der Bewerbungen. „Die Absolventen schreiben aber auch bewusst mehr Bewerbungen, um sich mehr Optionen zu eröffnen.
... der Wirtschaftsabsolventen (Rang 2012) | ...der Technikabsolventen (Rang 2012) | |
1 | Red Bull (1) | Google (2) |
2 | Google (6) | Microsoft (5) |
3 | BMW Group (4) | Siemens (7) |
4 | Raiffeisen Zentralbank (2) | Red Bull (neu) |
5 | United Nations (neu) | Apple (3) |
6 | Microsoft (36) | IBM (1) |
7 | McKinsey & Company (7) | Bayer (12) |
8 | BCG (17) | Baxter (6) |
9 | Erste Bank (19) | Andritz (31) |
10 | Siemens (20) | Infineon (11) |
11 | L'Oréal (5) | AVL (29) |
12 | Apple (3) | BMW Group (BMW, Mini, Rolls-Royce) (9) |
13 | Deloitte (17) | voestalpine (9) |
14 | OMV (10) | Verbund (31) |
15 | voestalpine (14) | OMV (35) |
16 | KPMG (9) Kraft Foods (30) | A1 Telekom Austria (8) |
17 | European Space Agency (20) | |
18 | Coca-Cola (49) | BASF (24) Fraunhofer (4) |
19 | A1 Telekom Austria (49) | |
20 | Pricewaterhouse Coopers (16) | Boehringer Ingelheim (24) |
Quelle: trendence Absolventenstudie 2013 |