Wirtschaft/Karriere

Flüchtlinge am Arbeitsmarkt: Firmen wollen sie

Sameh Azimi hat es geschafft. Vor vier Jahren flieht er aus Afghanistan nach Österreich, zwei Jahre später dann der positive Asylbescheid. Er nutzt die Zeit zum Lernen: die Sprache, die Menschen, die Werte. Schließlich macht er seinen Pflichtschulabschluss nach, bekommt anschließend einen Lehrplatz bei Spar. Die wichtigste Voraussetzung, um am heimischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen? "Deutsch", sagt er. "Und man muss arbeiten wollen."

Den Weg auf den Arbeitsmarkt haben in Österreich noch viele vor sich. Aktuell suchen 24.461 Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte einen Job. Im Impact Hub Vienna diskutierte am Dienstag eine Expertenrunde, welche Chancen das für die Wirtschaft bietet und welche Barrieren es noch gibt. Am Round Table: Die Initiatorin der ersten Berufsmesse für geflüchtete Menschen chancen:reich, Stephanie Cox, AMS-Wien-Chefin Petra Draxl, Spar-Geschäftsführer Alois Huber, T-Mobile-Sprecher Helmut Spudich, Spar-Lehrling Sameh Azimi und Spar-Marktleiterin Dzenita Mehic.

"Unternehmen würden gerne Menschen mit Fluchthintergrund einstellen. Aber sie sind verunsichert" sagte Cox. Es gebe Unklarheiten zu Arbeitsrecht und Förderungen. Dem will die Messe entgegenwirken und potenzielle Talente und Fachkräfte mit heimischen Unternehmen zusammenbringen. "Die Unternehmen haben uns die Türen eingerannt", so Cox. Spar-Chef Alois Huber betonte, woher Mitarbeiter kämen, sei irrelevant. " Es gibt keine Berührungsängste. Beim Arbeiten geht es ums Wollen. Und Wollen hängt nie mit der Nationalität zusammen." Spar beschäftigt Menschen aus 67 Ländern.

Arbeit ist Perspektive

T-Mobile Unternehmenssprecher Helmut Spudich meinte, als Betrieb ohne Diversität und Mehrsprachigkeit würde man in der heutigen Zeit ohnehin schlecht dastehen. Seit fünf Jahren nimmt T-Mobile geflüchtete Jugendliche als Lehrlinge auf und hilft ihnen so, in Österreich Fuß zu fassen. Ohne Arbeit gebe es schließlich keine Perspektive, kein Weiterkommen – die anerkannten Flüchtlinge verweilten in der Abhängigkeit. Wichtig sei ein rasches Andocken an Kollegen, neue Freunde, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Letzteres sogar noch mehr als sofortige Jobvermittlung, sagte AMS-Chefin Petra Draxl. Mehr als ein Viertel der Flüchtlinge sei schließlich unter 25 Jahren. Deutschland und Schweden gingen hier beispielhaft mit Initiativen, wie etwa Arbeitstrainings in Betrieben bereits in der Asylwerber-Phase, voran.

Im Job angekommen, brauche es Akzeptanz und Respekt – von Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite. "Anfangs hatte ich immer Angst, mich wegen der Sprache zu blamieren", erinnerte sich Dzenita Mehic an ihren Berufseinstieg als Flüchtling aus Bosnien. "Doch die Kollegen waren sehr hilfsbereit." Petra Draxl ergänzte: "Der Bosnien-Konflikt zeigt: Wir sind fähig, Menschen aufzunehmen, zu integrieren." Auf lange Sicht brächten Menschen mit Fluchthintergrund einen positiven Effekt. "Wir müssen aus der Vielfalt Nutzen ziehen."

Am 29.Juni findet in Wien chancen:reich, die erste Berufsmesse für geflüchtete Menschen, statt. Firmen wie A1, IKEA, Swarovski, Rewe und Spar sind vertreten. Anmeldung unter www.chancenreich.org.