Einblicke in ihre Welt
Von Sandra Baierl
Vier Top-Managerinnen aus unterschiedlichen Disziplinen, die unverblümt sagen, wie sie die Geschäftswelt erleben – daraus lässt sich ein spannender, launiger Abend machen.
Passiert vergangene Woche bei der Ladies Lounge der internationalen Anwaltssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer. Das Unternehmen lud rund 200 Zuhörerinnen ein, am Podium die Spitze der österreichischen Managerinnen: Brigitte Ederer, ehemals Politikerin, danach viele Jahre im Vorstand von Siemens; seit 2014 Aufsichtsratsvorsitzende der ÖBB. Sabine Haag, Kunsthistorikerin, Kuratorin und seit 2009 Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Wien. Renée Schröder, Forscherin auf dem Gebiet der Biochemie an der Universität Wien. Und Sabine Prossinger, seit 2007 Rechtsanwältin bei Freshfields Bruckhaus Deringer.
Brigitte Ederer erzählte von ihrer Karriere als Managerin eines Weltkonzerns: "Die Luft an der Spitze ist dünn, die Einsamkeit groß und das Vertrauen zu den Menschen lässt nach", sagt sie. Frauen hält sie für risikoaverser als Männer. Sie würden vernetzter und stärker in Zusammenhängen denken. "Ich bin daher ein Fan von gemischten Teams, sie performen nachweislich ökologisch besser", sagt Ederer. Quoten war und ist sie skeptisch gegenüber. "Jedoch besteht weiterhin eine gläserne Decke. Die Situation hat sich nicht wesentlich verbessert."
Sabine Haag glaubt, es im Kulturbereich eventuell leichter gehabt zu haben. "Die Branche wird zum Teil von Männern weniger ernst genommen, daher ist es für Frauen sicherlich leichter, an die Spitze durchzudringen", sagt sie. Sie wünscht sich, dass Frauen ihren Perfektionismus ablegen und stärker als Rollenvorbilder agieren.
Renée Schröder erzählt vom beinharten Wettbewerb um gute Stellen in der Wissenschaft. Sie sieht die Ökonomisierung der Wissenschaft als Nachteil, weil sich viele Frauen das einfach nicht antun wollen. "Der Markt ist überschwemmt von Hunderten bestausgebildeten Menschen. Der Wettbewerb um Stellen ist hart, da bewerben sich tausend für einen Job."
Sabine Prossinger sagt, man muss die Spielregeln kennen, um in eine Führungsposition zu gelangen. Dort sei Durchhaltevermögen gefragt. Sie kritisiert: "Man hat den Eindruck, es bedarf stets einer Rechtfertigung, damit Frauen in Führungspositionen gelangen." Für sie ist Gleichberechtigung erst erreicht, wenn der Frauenanteil bei 50 Prozent liegt.