Der Faktor Frau in Unternehmen bringt's
Von Andrea Hlinka
Frauen sind anders als Männer, sagt schon die Genetik. Unternehmen mit Diversität im Management haben eine bessere Performance, sagen Studien. Und ein globaler Report der Credit Suisse zeigt, dass sich der Aktienkurs von Großunternehmen mit mindestens einer Frau in der Geschäftsleitung um 26 Prozent besser entwickelt hat als der Kurs vergleichbarer Firmen ohne Frauen im Top-Management. Diese Unternehmen zeichnen sich durch höhere Eigenkapitalrenditen, einen niedrigeren Verschuldungsgrad und höhere Bewertungen aus.
Seit 2005 hat das Credit Suisse Research Institute die Aktienperformance von 2360 Unternehmen untersucht. Ein interessanter Zeitraum, gerade weil die Wirtschaft eine Krise hatte. Eben in den Jahren nach der Finanzkrise 2008, als sich das makroökonomische Umfeld eintrübte, schnitten Aktien von Unternehmen mit Frauen in der Geschäftsleitung deutlich besser ab. Zur Mitte des Jahrzehnts, als das Wirtschaftswachstum relativ robust war, entwickelte sich der Aktienkurs von Unternehmen mit oder ohne Frauen im Management hingegen ähnlich.
Im Bericht werden einige Gründe für den Zusammenhang zwischen Gender Diversity und einem vorteilhaften Kursverlauf genannt:
Signal eines erfolgreichen Unternehmens: Experten sind sich uneinig, ob Frauen Unternehmen erfolgreicher machen oder ob Unternehmen, die bereits Erfolg haben, eher Frauen in die Geschäftsleitung berufen. Die Ergebnisse des Research Institute belegen, dass größere Unternehmen, die in der Vergangenheit gut abschnitten, eher Frauen in die Geschäftsleitung berufen. Aber auch der auf Großunternehmen beschränkte Vergleich zeigt das deutlich bessere Abschneiden von Unternehmen mit Frauen in der Führung. Die Autoren ziehen daraus den Schluss, dass der Zusammenhang zwischen Gender Diversity und höherer Profitabilität nicht nur mit einer bereits bestehenden Stärke des Unternehmens zu erklären ist.
Leistungssteigerung aller Mitglieder der Geschäftsleitung: Die Autoren der Studie berufen sich auf Forschungsarbeiten der Columbia University: Diese zeigen, dass auch die Geschäftsleitungsmitglieder, die in einer Gruppe zur Mehrheit gehören, ihre Leistung steigern, wenn eine Minderheit mitarbeitet.
Besseres Verständnis der Konsumenten: Meist entscheiden Frauen über Haushaltsausgaben. Daher dürften, so schließen die Autoren, Unternehmensleitungen mit weiblichen Mitgliedern die Vorlieben der Kunden besser kennen.
Zugang zu größerem Talentpool: 2010 waren laut UNESCO weltweit 54 Prozent der Hochschulabsolventen Frauen. Im Jahr 2000 hatte der Durchschnitt noch bei 51 Prozent gelegen. Gemäß der Statistik erschließen sich Unternehmen mit mehr Gender Diversity somit eher den größtmöglichen Talentpool.
Verbesserte Corporate Governance: Geschäftsleitungen mit Frauen gelingt es eher, hohe Anforderungen bezüglich Unternehmensführung und sozialen Gesichtspunkten zu erfüllen.