Wirtschaft/Karriere

"Da geht es nicht um Gerechtigkeit"

Er ist wohl der erste Mann, der ein Frauennetzwerk gegründet hat: Der deutsche Personalberater Heiner Thorborg bringt mit der Initiative Generation CEO Frauen ins Top-Management.

KURIER: Warum haben Sie die Initiative gegründet?
Heiner Thorborg: Vor sechs Jahren gab es in den Führungsetagen nur Männer. Wir haben Sponsoren-Gelder von über zwei Millionen Euro gesammelt – für Trainings unserer Teilnehmerinnen. Heute haben wir mehr als 100 Frauen im Netzwerk.

Wie wählen Sie aus?
Die Frauen bewerben sich, kommen auf Empfehlung. Hier sind viele schon in erster, zweiter Führungsebene, 20 Prozent sind in Aufsichtsräten vertreten. Die Frauen helfen einander, reine Selbstverwirklicherinnen haben hier keinen Platz.

Warum haben Sie als Mann Interesse daran?
Ich bin Gesinnungstäter, meine es ernst. Nur wenn wir – auch die Männer – den Frauen helfen, kommen sie nach oben. Ich habe leichteren Zugang zu den Artgenossen, rede viel mit Vorständen. Man hat nie daran gedacht, dass es ein Vorteil sein kann, Vielfalt bei Gender und Nationalitäten in Unternehmen zu bringen. Da geht es nicht um Gerechtigkeit.

Sie sagen, Führungsetagen ohne Frauen sind eine Verschwendung von Ressourcen. Warum?
Es ist volkswirtschaftlich unsinnig, Frauen super auszubilden, um sie dann als Mamis zu Hause zu lassen. Studien zeigen, dass Unternehmen höhere Profits erwirtschaften, wenn mehr Frauen in Vorständen sind. Der Führungsstil, die Kultur verändern sich.
Sind Frauen dabei, erinnert sich der eine oder andere Mann wieder an die gute Kinderstube.

Sie sind dafür, dass Unternehmen die Erhöhung des Frauenanteils in Vorständen selber regulieren.
Ich bin gegen eine gesetzliche Quote. In Deutschland fangen die Unternehmen an, Frauen primär von außen in die Vorstandsetagen zu holen. Das sind meist Frauen, die als Männer keine Chance gehabt hätten. Nach dem Motto zu agieren: „Wir holen eine Frau rein, bevor der Gesetzgeber uns knüppelt“, ist falsch. Damit ändert sich das Denken nicht. Da wird sofort versucht, sie abzuschießen. Man muss die Frauen intern entwickeln – auf 2. , 3. Ebene.

Und wenn die Firmen die Selbstregulierung verweigern? Hat ja auf EU-Ebene schon nicht funktioniert.
Dann lassen Sie sie doch. Sie verlieren Wettbewerb und Talente. Wir müssen Frauen fördern – uns gehen die Männer aus. Wer das nicht kapiert, dem ist auch mit Quote nicht zu helfen.

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