Wirtschaft/Karriere

Brunel-Chef: "Die Technik braucht Helden"

Der ehemalige Pilot der Royal Netherlands Air Force Gerjan Mazenier ist seit 2009 bei Brunel für das Zentraleuropageschäft verantwortlich. Er spricht schnell, freundlich und mit holländischem Akzent über den Sexappeal von Technik und von zweifelhaftem Fachkräftemangel.

KURIER: Bekommen Techniker nach dem Uni-Abschluss nach wie vor sofort einen Job?
Gerjan Mazenier: Es ist immer das Thema Fachkräftemangel.

Den gibt es.
Für mich ist es ein Riesenfragezeichen, ob es den tatsächlich gibt. Wir sehen im deutschsprachigen Raum keinen Rückgang der Bewerber. In Österreich haben wir kein Problem, gute Fachkräfte zu finden. Doch der Markt an sich hat sich geändert. Der Bewerber weiß heute ganz genau, was er will, wo er hin will, welche Projekte er will.

Sie sprechen von der jungen Generation Y?
Sie wollen eine gute Mischung von Freizeit und Aktivität, herausfordernde Projekte, Internationalität. Ein gutes Gehalt gehört auch dazu. Die junge Generation ist außerdem flexibler.

Die Österreicher gelten ein bisschen als mobilitätsfaul.
Das kann ich nicht beurteilen. Ich sehe innereuropäisch eine hohe Bereitschaft zu reisen. Den Fachkräftemangel könnte man lösen, wenn man flexibel ist. Wir sind am richtigen Weg: Der europäische Arbeitsmarkt wird internationaler - ist aber immer noch klar in Länder getrennt.

Wie ist die Bereitschaft der Arbeitgeber gegenüber Mitarbeitern aus dem Ausland?
Manche unserer Kunden sind noch nicht bereit, Arbeitnehmer aus Polen, Ungarn, Bulgarien oder auch ältere Mitarbeiter zu nützen, um ein Know-how-Loch zu füllen. Die Arbeitgeberseite muss viel flexibler werden. Und sie müssen sich Gedanken machen, wie sie für die Bewerber interessant werden. Die Firmen müssen sexy werden. Red Bull, da bin ich mir sicher, hat kein Bewerberproblem.

Wo ist der Unterschied zum technischen Bereich?
Es fehlt uns an Helden. Wenn ich sehe, mit wie vielen Projekten die Menschen zu tun haben, in welchen Ländern sie arbeiten - das ist sexy. Wir müssen schaffen, das zu transportieren.

Wie bekommt man junge Menschen in die Technik?
Lassen Sie Red Bull anrufen (lacht). Das meine ich ernst, sprechen Sie in der Sprache der jungen Menschen. Kreieren Sie Helden.

Wie viele Frauen sind bei Brunel im technischen Bereich?
Ungefähr 15 Prozent. In der Führungsmannschaft haben wir mehr Frauen als Männer. Es geht mir aber nicht um Mann oder Frau, sondern um den richtigen Menschen für einen Job.

Ältere Mitarbeiter?
Das ist für uns ein hochinteressant. Ein Kunde kommt zu Brunel, weil er Know-how braucht. Weil er es nicht zur Verfügung hat oder so viele Aufträge, dass er unser Know-how braucht, um die Spitzen abzuarbeiten. Und ältere Fachkräfte haben unheimlich viel Wissen. Wir können das gut nützen. Ein Unternehmer muss sich dadurch nicht die Frage stellen, ob er einen 58-Jährigen anstellt. Wir transportieren das Know-how der Älteren zum Kunden.

Wie geht es Ihnen als Holländer in Deutschland?
Zu Beginn hat es geheißen "Was macht der blöde Holländer hier?" Inzwischen habe ich meinen Dreh gefunden. Es war ein Kulturschock.

Wie sind die Holländer?
Der größte Unterschied für mich: Wenn man in Holland als Führungskraft eine Entscheidung trifft und die Mitarbeiter sind nicht einverstanden, sagen sie das sofort. In Deutschland sagen sie "Ja, machen wir" und im Nachhinein stellt sich heraus, dass die Hälfte am Tisch nicht einverstanden war. Eine professionelle Diskussion muss sein, damit die Firma weiterkommt. Das fehlt in Deutschland - und Österreich.

Vom Piloten zum Manager. Gibt es da Ähnlichkeiten?
Ein Pilot benötigt die Geräte im Flugzeug und ein Manager die Basisinfos wie betriebswirtschaftliche Kennzahlen, welche die Grundlage für Entscheidungen und Maßnahmen bilden. Eines bleibt gleich: ein erfolgreicher Abschluss braucht Analyse und Planung.

Der Holländer: Gerjan Mazenier

Zur Person Seine Karriere begann Gerjan Mazenier 1990 als Pilot bei der Royal Netherlands Air Force, bevor er 1995 an der Universität Groningen das Studium der Betriebswirtschaftslehre aufnahm. Nach seinem Abschluss im Jahr 2000 arbeitete Mazenier als Client Executive Finance & Media bei ATOS Origin. Bevor der 40-jährige zu Brunel Deutschland wechselte, war er seit 2004 für den internationalen Mutterkonzern Brunel International tätig. Seit April 2009 ist Gerjan Mazenier als General Manager der Brunel GmbH für Zentraleuropa zuständig.

Brunel Der Wirtschaftsprüfer ist auf die Vermittlung hoch qualifizierter Ingenieure, Informatiker, Techniker und Manager spezialisiert. Sie unterstützen ihre Kunden mit Know-how, Kapazitäten und Management. Seit zweieinhalb Jahren ist Brunel an fünf Standorten in Österreich vertreten. Weltweit zählt Brunel 9000 Mitarbeiter an 90 Standorten.