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Viel zu wenige Frauen schaffen es nach oben

Thomas Sattelberger, ein ehemaliger Vorstand der Telekom in Deutschland, hat die Dominanz der Männer in den Führungsebenen einmal so beschrieben: "Das ist ein tradiertes System eingeschliffener Verhaltensweisen und Sozialmechanismen, das gleich einer Glaubensbruderschaft funktioniert." Das Wort Bruderschaft bringt es auf den Punkt: In Vorständen und Aufsichtsräten sind Frauen noch weit unterrepräsentiert. "Dem akademischen Siegeszug der Frauen zum Trotz bleiben Managementpositionen vorrangig Männern vorbehalten", ist im jüngsten "Frauen.Management.Report" der Arbeiterkammer Wien zu lesen.

Die AK-Studienautorinnen Sonja Spitzer und Christina Wieser ziehen eine ernüchternde Bilanz: Während der Frauenanteil bei den Erwerbstätigen bei 46,8 Prozent liegt, macht er in den Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten Unternehmen in Österreich gerade einmal 7,2 Prozent aus. Die Führungsspitzen sind noch viel deutlicher von Männern dominiert. Auch in den Aufsichtsräten steigt der Frauenanteil nur schleppend und macht jetzt 18,1 Prozent aus. In den Aufsichtsräten börsenotierter Firmen ist es nicht viel besser (siehe Grafik).

Endstation Mitte

Die AK Wien hat heuer erstmals auch erhoben, wie die Geschlechterverteilung bei den Prokuristen ausschaut. Von den insgesamt 3138 Prokuristen in den 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs sind nur 497 weiblich (15,8 Prozent). "Vor dem Hintergrund, dass die Prokura als Schlüssel für den Zutritt zu den obersten Führungsgremien gilt, ist dies besonders frappierend", finden die Studienautorinnen.

In wenigen Jahren wird sich das Bild wohl geändert haben. Wie berichtet, plant die Regierung eine verpflichtende Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsräten großer Unternehmen einzuführen. Diese Quotenregelung soll im Juni im Ministerrat beschlossen werden. Bis zur Erfüllung des Frauenanteils sei noch ein weiter Weg zurückzulegen, so AK-Präsident Rudolf Kaske in einer Aussendung. In den 200 größten Unternehmen würden aktuell exakt 278 Frauen fehlen, um eine 30-Prozent-Quote zu schaffen.

Wirtschaftskapitäne hätten ihr oft gesagt, dass sie keine geeigneten Kandidatinnen finden, erzählte Christine Lagarde aus ihrer Zeit als französische Finanzministerin. Das Beispiel Deutschland hat gezeigt, dass das nur ein vorgeschobenes Argument ist: Nach der Quoten-Einführung hat der Frauenanteil in den Aufsichtsräten großer Börsenfirmen flott die 30-Prozent-Marke erreicht.

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