Jeder Dritte befürwortet EU-Hilfe
Von Bernhard Gaul
Es sind schon ungeheure Summen, die der griechische Staat von seinen EU-Freunden und vom Währungsfonds bekommt: Etwas mehr als 70 Milliarden Euro in einer ersten Tranche, 170 Milliarden Euro in einer zweiten Tranche, dazu noch der Schuldennachlass der Banken von bis zu 120 Milliarden Euro.
Die Österreicher sprachen sich in Umfragen immer mehrheitlich gegen die Euro-Rettung der Griechen aus, sagt Wolfgang Bachmayer, Chef der Umfrage-Agentur OGM. Doch in der jüngsten Umfrage, die im Auftrag von ORF-ECO gemacht worden ist, fällt auf: Die Gegnerschaft schwindet.
Waren im April 2010 noch drei Viertel der Befragten (77 Prozent) gegen eine Finanzhilfe für Griechenland, sind es jetzt nur noch 59 Prozent. Bachmayer interpretiert dieses Ergebnis so: „Die Österreicher sehen die Finanzhilfe weiterhin mehrheitlich kritisch, aber die Akzeptanz ist gestiegen.“
Seine Erklärung: Die Kampagnen der Befürworter würden langsam greifen, zudem hätten Horrorszenarien, was bei einem Zusammenbruch der Eurozone passieren könnte, die Menschen eingeschüchtert. „Die Österreicher solidarisieren sich nicht mit den Griechen, aber es gibt eine resignative Akzeptanz.“
Kein Vertrauen in die EU-Politik
Ein ähnliches Ergebnis gibt es bei der Frage, ob Griechenland die Eurozone verlassen soll. Vor zwei Jahren waren 70 Prozent der Befragten für einen „Grexit“, jetzt sind es nur mehr 57 Prozent. „Auch hier stellen wir einen Gewöhnungseffekt fest“, sagt der OGM-Chef. Das Thema habe an Brisanz verloren, was auch erklärt, dass die Befragten mehrheitlich der Ansicht sind, dass zumindest ein kleiner Teil des Geldes zurückgezahlt wird. „In Wahrheit blickt kaum wer durch, auch den Politikern wird nicht mehr geglaubt, was sie dazu verkünden“, sagt Bachmayer.
Am negativsten in Sachen Griechenhilfe sind die FPÖ-Wähler: 92 Prozent sind der Ansicht, dass überhaupt nichts zurückbezahlt wird. SPÖ-, ÖVP- und Grün-Wähler sind hier weitaus weniger skeptisch. Bachmayer: „Besonders Grün-Wähler haben fast diametrale Ansichten zu den FPÖ-Wählern.“
Im Wahljahr 2013 wird das Griechen-Thema wieder an Brisanz gewinnen, ist Bachmayer überzeugt. Die Debatte werde Österreich viel stärker polarisieren. „Auch weil zu erwarten ist, dass die Krise im kommenden Jahr auch in Österreich zu spüren sein wird.“