Wirtschaft

Jean-Claude Biver: Der Mann mit dem richtigen Tick

Jean-Claude Biver gehört zu jenen Menschen, die Dinge verkaufen können, die eigentlich kein Mensch braucht. Teure Uhren mit verstaubtem Image etwa. Er hat Omega, Blancpain und Hublot wieder auf Hochglanz poliert – inklusive der Bilanzen und wohl auch seines eigenen Kontostandes. Biver zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Uhrenbranche. Kürzlich war der gebürtige Luxemburger zur Eröffnung der Hublot-Boutique in Wien. Und spannte den Bogen von den Rolling Stones über seinen ersten "peinlichen Chef" bis zu seinen Zeitmessern und LVMH.

Ein Hippie sei er gewesen, sagt er und lacht wie ein Hutschpferd. Seine Eltern hätten ihm das Geld gestrichen. In der Kommune, in der er wohnte, habe es eine Gemeinschaftskassa gegeben und er habe sein erstes Geld bei der Post verdient. "Da habe ich gefunden, dass Arbeiten nicht schön, ja sogar peinlich ist, weil mein Chef so peinlich war." Biver sticht mit dem Zeigefinger in die Luft, zeigt Richtung Himmel, reißt die Augen weit auf und sagt mit Bassstimme: "Außer du arbeitest in deiner Leidenschaft, wie die Stones oder Picasso." Blöd nur, dass er weder ein begnadeter Sänger noch Maler war. Biver kann nicht nur Uhren, sondern auch sich selbst in Szene setzen.

Stars fürs Image

Seine Leidenschaft seien Uhren. 1982 kaufte er mit seinem Freund Jacques Piguet die Marke Blancpain, verkaufte sie zehn Jahre später an die heutige Swatch Gruppe und stieg dort in die Führungsmannschaft ein. Der Marketingprofi lud dort die Marke Omega neu auf – unter anderem dank prominenter Testimonials wie Cindy Crawford, Michael Schuhmacher oder Bond-Darsteller Pierce Brosnan.

2004 hat Biver 20 Prozent an der Marke Hublot erworben. Das Unternehmen setzte damals 26 Millionen Euro um und baute 2,6 Millionen Euro Verlust. Schon ein Jahr später präsentierte Biver beim wichtigsten Branchentreff der Welt, der Baselworld, einen neuen Chronographen. Als erste Luxusmarke zog Hublot in den Fußball ein – als offizieller Zeitmesser bei der EM 2008 – und startete nach kurzen Anlaufschwierigkeiten eine Kooperation mit Ferrari.

Verkauf an LVMH

Zehn Jahre später liegt der Umsatz bei knapp einer halben Milliarde Euro, Zahlen zur Ertragslage verrät der neue Eigentümer, der weltgrößte Luxuskonzern LVMH, nicht. Biver und Hublot-Gründer Carlo Crocco haben 2008 alle Hublot-Aktien an LVMH verkauft. Die Marke sei den Franzosen knapp 500 Millionen Schweizer Franken wert gewesen, heißt es. Er selbst sei auch an einem Management-Buy-out interessiert gewesen, habe aber an einen etwa halb so hohen Preis gedacht.

Biver blieb auch nach dem Verkauf Chef von Hublot, wurde später Präsident und leitet heute die LVMH-Uhrensparte (TAG Heuer, Zenith, Hublot). Nicht mehr Eigentümer zu sein, sieht er emotionslos, er bleibe schließlich Besitzer der Ideen, die in den Uhren stecken. "Der Papst ist ja auch nicht Besitzer des Vatikans", sagt Biver. Der Uhrenbereich trägt laut Biver acht Prozent zum Konzernumsatz des LVMH-Konzerns (2013: 29,1 Mrd. Euro) bei.

Von außen betrachtet schaut das Hublot-Geschäft am Wiener Kohlmarkt – das erste der noblen Uhrenmarke in Österreich – nach einem kleinen Schauraum aus. Im Untergeschoß befindet sich aber ein 400 Quadratmeter großer Veranstaltungsraum. „Ein Geschäft, das ist ein Ding, in dem Uhren ausgestellt werden. Aber das hier ist ein Treffpunkt für Sammler und Freunde, die sich austauschen wollen“, meinte Jean-Claude Biver, Uhrenchef von LVMH (Hublot, Tag Heuer, Zenith) bei der Eröffnung.

Während die Schweizer Uhrenexporte derzeit schwächeln, erwartet Biver heuer bei Hublot ein Wachstum. Bis Anfang Herbst gab es ein Umsatzplus von 13 Prozent. Biver führt das auch auf sein Sponsoring bei der Fußballweltmeisterschaft und seine Partnerschaft mit dem Sportwagenbauer Ferrari zurück. Weniger Freude hat er mit der Marke Tag Heuer, die heuer bereits Arbeitsplätze abbauen musste.

Beim größten Uhrenhersteller der Welt, Swatch (u. a. Blancpain, Breguet, Omega), haben der starke Franken, Sonderausgaben im Zusammenhang mit den olympischen Spielen in Sotschi sowie ein Brand in einer Fabrik im ersten Halbjahr den Gewinn um 11,5 Prozent auf 680 Mio. Franken (560 Mio. Euro) gedrückt. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,5 Prozent auf 4,5 Mrd. Franken.