Wirtschaft

Investments: Rohstoffe bleiben gefragt

Kommt die nächste Wirtschaftskrise oder kommt sie nicht? Diese Frage beschäftigt aktuell die Rohstoffmärkte und sorgt für Volatilität. Die Börsentalfahrt im September hat auch viele Rohstoffpreise in den Keller geschickt, doch seit Oktober geht es wieder deutlich nach oben, etwa bei Kupfer, Rohöl oder Mais.

"Wir sehen aktuell eine hohe Unsicherheit im Markt über die weitere Konjunkturentwicklung", erläutert Peter Königbauer, Rohstoff-Fondsmanager bei Pioneer Invest. Die Volatilität sei sehr hoch, "viel davon ist kurzfristige Spekulation". Trübt sich die Konjunktur weiter ein, sieht er weitere "deutliche Kursrückgänge".

Ein Paradies für Zocker, könnte man meinen. Doch auch Anleger auf der Suche nach soliden langfristigen Investments sollten Rohstoffe nicht außer Acht lassen: "Der Rohstoffhunger wird von Jahr zu Jahr größer", meint der Fondsmanager. "Langfristig ist die Stimmung gut, wenn man sieht wie etwa China wächst."

Öl

Global schaut die Lage nämlich anders aus als in Europa, wo die OECD
2012 ein Wirtschaftswachstum von nur 0,3 Prozent vorhersagt. Für die G-20 sind es hingegen noch 3,8 Prozent. Königbauer: "Die tägliche Nachfrage nach Öl ist aktuell größer als 2008."

Rohöl, Gold, Erdgas, Sojabohnen, Getreide und Kupfer sind die größten Positionen in seinem Pioneer S.F. EUR Commodities-Fonds, die Performance ist mit 0,6 Prozent im Jahresabstand nur leicht positiv. "Wer nur einen kurzen Anlagehorizont hat, braucht hier viel Optimismus. Wer drei bis fünf Jahre Zeit hat, ist bei Rohstoffen aber gut aufgehoben." Und er meint: "Vor allem die Preise für Basismetalle und Rohöl sollten bei einer Konjunkturerholung das stärkste Potenzial nach oben haben."

Die Preise im Agrarbereich seien hingegen aktuell noch recht hoch. Wer hier etwa mit Zertifikaten auf höhere Preise wettet, muss sich zudem den Vorwurf gefallen lassen, die Nahrungsmittel-Preise für hungernde Menschen in die Höhe zu treiben. Alternative wären Aktien von großen Agrar-Unternehmen, die etwa die Wiener Privatbank zum Kauf empfiehlt. Daneben sieht Direktor Eduard Berger aktuell auch Schnäppchenzeit für Immobilientitel sowie globale Lebensmittelhersteller: "Wir sind überzeugt, dass wir an den Märkten das Tal bereits durchschritten haben."

Immobilien

Auch wer nicht zu den Menschen gehört, die mit einer raschen Erholung der Wirtschaft rechnen, muss sein Geld am Sparkonto nicht von der Inflation auffressen lassen. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, verspricht eine Anlage in Immobilien sowohl Sicherheit als auch Rendite. "Die mit Immobilien erzielbaren Erträge lagen in Österreich in den vergangenen sieben Jahren immer über der Inflationsrate", erklärt Helmut Hardt, Direktor der Wiener Privatbank.

Während Wohn-Immobilien in den vergangenen sieben Jahren jährlich 5,6 Prozent abwarfen (Summe aus Nettomietertrag und Wertentwicklung), lieferten Anleihen nur 4,8 Prozent ab. Hardt ortet auch zukünftig Potenzial bei Wiener Wohnimmobilien: Der Trend zu Single-Haushalten sei ungebrochen, die Neuflächenproduktion hinke dem Bedarf hinterher.

Gold

Wer lieber auf den sicheren Hafen Gold setzt, dem wurde Ende September wohl ein wenig heiß: Ausgerechnet am vermeintlichen Höhepunkt der Schuldenkrise verzeichnete Gold den größten Monatsverlust seit 2008 und fiel unter 1535 Dollar je Feinunze. "In Zeiten extremer Anspannung gibt es keinen Ersatz für Barmittel", erklärte Analyst Tom Kendall von der Credit Suisse das Phänomen.

Mittlerweile scheint sich das Blatt zu wenden: Anfang November von der Agentur Bloomberg befragte Gold-Analysten erwarten im März 2012 ein neues Preishoch, da das Wachstum lahmt und die Schuldenkrise ungelöst bleibt. Der Median der erwarteten Preise lag bei 1950 Dollar. Erste-Analyst Ronald Stöferle ortet einen Vertrauensverlust in das Finanzsystem und Bedarf nach sicheren Häfen: "Die Situation für Gold ist perfekt."