Wirtschaft

Insolvenzverwalter räumt bei dayli auf

In der Prüfungstagsatzung der insolventen Drogeriekette dayli (3343 Mitarbeiter) am Freitag hat Insolvenzverwalter Rudolf Mitterlehner seinen 117 Seiten starken Bericht vorgelegt. Dieser spiegelt die Komplexität und die Unwägbarkeiten dieses außergewöhnlichen „Sanierungsverfahrens“ eindrucksvoll wider. Die Forderungen der rund 4600 Gläubiger dürften sich laut Creditreform bei etwa 104 Millionen Euro einpendeln, rund 36 Millionen Euro entfallen auf die früheren Mitarbeiter. Etwa 20 Millionen Euro soll das Masse-Vermögen aktuell betragen, davon 6,1 Millionen Euro auf Bankkonten.

Obwohl das Verfahren bereits am 4. Juli 2012 eröffnete wurde, ist nach wie vor noch nicht klar, ob das abgewirtschaftete Unternehmensgerüst noch einen Käufer findet. Bis Ende September soll die „Käufersuche“ noch prolongiert werden. Es geht dabei um Markenrechte, ein Warenlager, einen Haufen Mietverträge und zumindest eine Liegenschaft in Italien. Kann kein Gesamtpaket mit einem Interessenten geschnürt werden, kommt es zu einer „Restlverwertung“. Detail am Rande: Der gescheiterte dayli-Chef Rudolf Haberleitner soll nach wie vor „Sanierungspläne“ verfolgen, wie die APA berichtet.

Räumungskosten reduziert

Die 877 Filialen, die 1,5 Millionen Euro Mietkosten im Monat verursachten, sind längst geschlossen, die Geschäftstätigkeit der Drogeriemarktkette wurde aber erst offiziell am 11. September 2013 eingestellt. Zuletzt hatte dayli noch 355 Standorte.

„Die Abwicklung und Organisation der 355 aufgekündigten Filialen und des Lagers Gröbming gestaltet sich als äußerst aufwendiges Projekt“, heißt es im Bericht des Insolvenzverwalters. „Problematisch war auch, dass in den Filialen seit Mai 2013 kein Müll mehr entsorgt wurde, weil auch keine Warenanlieferungen mehr erfolgt waren.“

Ein Gutachter schätzte, dass pro Filiale Räumungskosten in Höhe von 700 bis 1400 Euro anfallen. Das hätte insgesamt 250.000 bis 500.000 Euro ausgemacht. „Es konnten schließlich Entsorgungsunternehmen beauftragt werden, die teilweise eine Räumung um 200 Euro durchführen“, heißt es im Bericht weiter. „Bei anderen ist mit Kosten von rund 800 Euro zu rechnen.“ 76 Filialen wurden bereits an die Vermieter zurückgegeben.

Sinnlose Kosten

Nicht entsorgen darf der Insolvenzverwalter die Geschäftsunterlagen der ursprünglich 1400 Schlecker-Filialen, die rund 16.000 Kartons füllen werden. Die gesetzliche Aufbewahrungsfrist von sieben Jahren kostet die Insolvenzmasse geschätzte 200.000 Euro. Mittlerlehner wollte diese Kosten vermeiden, und fragte beim Finanzministerium und beim Finanzamt Linz um eine Einschränkung der Aufbewahrungspflicht auf ein Minimum an. Er blitzte laut eigenen Angaben mit seinem Ersuchen sowohl Linz als auch „im Ministerkabinett und bei mehreren Stabsstellen des Finanzministeriums" ab. Diese Kosten gehen zulasten der Gläubiger, sie müssen aus dem Massetopf bezahlt werden.

Vor Übernahme schon pleite

„Interessant ist auch die Feststellung des Insolvenzverwalters, dass das starke Indizien dafür gibt, dass Schlecker Österreich, die dayli-Vorgänger-Firma, schon Anfang 2012 insolvent war“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband. In den Jahren 2006 bis 2011 soll Schlecker Deutschland 174 Millionen Euro in Form von Darlehen aus der Österreich-Tochter gezogen haben. Im Sommer 2012 hat dann Haberleitner mit dayli weiter gemacht.