Mit gutem Gefühl in den Urlaub
Von Claudia Elmer
Sie wird lang herbeigesehnt und zählt für viele Menschen zu den schönsten Momenten des Jahres: Die Urlaubszeit. Um aber beim Nach-Hause-Kommen ein unversehrtes Heim vorzufinden, sollte man Vorkehrungen treffen.
Die gute Nachricht: Wohnraumeinbrüche nehmen seit Jahren kontinuierlich ab. Aus dem Sicherheitsbericht des Bundeskriminalamtes (BKA) geht hervor, dass 2015 nur noch 15.516 Delikte angezeigt wurden. Im Vergleich: 2006 lag die Fallanzahl bei knapp unter 19.000.
Verantwortlich für den Rückgang sind polizeilich-gesetzliche Maßnahmen. Aber auch die Präventionsarbeit der Bevölkerung leistet einen wichtigen Beitrag. Guter Eigenschutz und richtig gesetzte Schritte können verhindern, dass Eindringlinge ins Innere gelangen. "Täter suchen nach Gelegenheiten. Sie halten Ausschau, wo sich ein Einbruch lohnt", sagt Herwig Lenz, Leiter der Abteilung Prävention im Bundeskriminalamt. Er kennt die Indizien, die ungebetene Gäste anlocken: "Fehlende Beleuchtung, übervolle Briefkästen, Fußmatten, die nach der Reinigung nicht an ihren Platz zurückgelegt werden oder vertrocknete Blumen verraten, dass die Bewohner verreist sind."
Lenz pocht daher auf das Vermeiden von Abwesenheitszeichen und eine gute Nachbarschaftshilfe. "Sie ist das beste Mittel, um Einbrüche im Vorfeld zu verhindern." Das gilt auch in der Stadt, wo die Anonymität hoch ist. Täter nutzen diese sozialen Defizite aus: Bestehende Gleichgültigkeit öffnet Dieben Tür und Tor.
Krumme Dinge passieren dort, wo es am einfachsten geht. Einstieghilfen wie eine Gartenbank oder eine Leiter sind eine regelrechte Einladung für Kriminelle. Die Beleuchtung per Zeitschaltuhr ein- und auszuschalten, ist freilich einer der ältesten Tricks gegen Einbrecher – doch solch präventive Praktiken sind effektiv, wie die Zahlen des BKA belegen: Über 40 Prozent aller Einbrüche sind vergangenes Jahr gescheitert.
Größte Schwachstelle – bei Wohnungen und Häusern – sind zumeist ebenerdige Fenster, Eingangs- und Terrassentüren. "Ein Fenster ohne Werteklasse bietet keinen Schutz vor Einbrüchen. Es ist in fünf bis zehn Sekunden geöffnet", sagt Lenz. Er plädiert dafür, schon beim Hausbau eine höhere Widerstandsgrad zu wählen. Lenz: "Je höher die Klasse, desto professionelleres Werkzeug ist erforderlich und desto länger muss der Täter arbeiten. Das schreckt viele ab."
Nicht nur Eigenheimbesitzer können nachrüsten, sondern auch Mieter. Der Einbau eines Türspions oder einer Sicherheitstüre geht jedoch über die übliche Wartungspflicht hinaus. Außerdem sind vertragliche Vereinbarungen zu beachten. Wohnrechtsexpertin Simone Maier-Hülle (nmh2 Rechtsanwälte) rät daher, die Arbeiten mit dem Vermieter abzusprechen: "Generell kann man wohl argumentieren, dass solche Sicherheitsmaßnahmen mittlerweile der Übung des Verkehrs entsprechen und gerade bei bereits erfolgten Einbrüchen auch im wichtigen Interesse des Mieters liegen. Sie könnten im Einzelfall theoretisch auch gerichtlich erzwungen werden."
Wer sein Erspartes in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen investiert, kann sich diese beim Auszug ablösen lassen. Finanzieller Anspruch besteht jedoch nicht. "Die Kosten sind üblicherweise vom betreffenden Mieter bzw. Eigentümer zu tragen. Im Einzelfall kann aber eine abweichende Vereinbarung getroffen werden. Derartige Verbesserungen liegen ja sicherlich auch im Interesse des Vermieters", sagt Maier-Hülle.
Tritt der Ernstfall ein, kommt es auf richtiges Verhalten an: "Halten Sie sich von der Wohnung fern, wenn Sie einen Einbruch feststellen und den Tatzeitpunkt nicht kennen. Der Täter könnte noch im Inneren sein", sagt Lenz. Der erste Schritt ist daher, die Polizei zu rufen. Erst wenn die Wohnung gesichert und Spuren erfasst sind, sollte man diese wieder betreten. Auch eine Sachliste leistet gute Dienste. Darin sollten alle Wertgegenstände erfasst sowie Fotos und Seriennummern von Geräten enthalten sein. Dies dient nicht nur der Schadensmeldung bei der Versicherung, sondern unterstützt auch die Arbeit der Polizei. Lenz: "Die Rekonstruktion des Gestohlenen ist leichter nachvollziehbar und erhöht die Chance, Diebesgut wiederzufinden."
Sicherheit ist nicht nur ein Grundbedürfnis aller Menschen. Es ist auch ein wichtiges Gut, wenn es um unseren Wohnraum geht: Denn gerade im eigenen Zuhause will man sich geborgen fühlen. Präventive Schutzmaßnahmen beugen daher nicht nur materiellen Verlusten, sondern auch psychischen Folgen, die meist schlimmer wiegen, vor.
Vielen Bürgern sind die Details, die ihre Häuser und Wohnungen für Einbrecher attraktiv machen, nicht bekannt. Um die Risikoeinstufung zu erleichtern, bietet die Polizei individuelle Beratung vor Ort an.
Speziell ausgebildete Beamte des Kriminalpolizeilichen Beratungsdienstes erstellen maßgeschneiderte Schwachstellenanalysen und zeigen Verbesserungsvorschläge auf. Die Experten können in ganz Österreich unter der Servicenummer 059/ 133 kostenlos und anonym angefordert werden.
Weitere Tipps zur Prävention bietet auch die Webseite des Bundesministeriums.
www.bmi.gv.at/praevention