Henry am Zug: Ausschreibung ist schon auf Schiene
Während die Affäre um die mutmaßliche Arbeitszeit-Überschreitung und Ruhezeitunterschreitung beim Bahn-Caterer Henry am Zug viel Staub aufwirbelt, läuft bei den ÖBB unter der Führung von Christian Kern in Sachen " Essen auf Rädern" bereits alles auf Schiene.
„Wir haben einen aufrechten Vertrag mit Henry am Zug bis 2017, ein vorzeitiger Ausstieg ist derzeit kein Thema", sagt ÖBB-Sprecher Michael Braun zum KURIER. " Wir sind weiter um gute Partnerschaft bemüht, so gibt es auch laufende Gespräche auf operativer und auch Managementebene mit Henry am Zug, um weiterhin ein gutes Einvernehmen und eine hohe Servicequalität im Zug für die Kunden sicherzustellen." Nachsatz: "Wir haben ja zum Beispiel bereits das Einvernehmen gefunden, dass alle Henry am Zug alle seine Mitarbeiter in Österreich anstellt."
"Dogudan war schlecht beraten"
Laut Vida-Gewerkschafter Gerhard Tauchner soll das Problem mit den mutmaßlich unterbezahlten ungarischen Henry-Beschäftigten bereits mit April 2016 Geschichte sein. Diese sollen aber über eine Personalleasingfirma angeheuert worden sein. Indes legt der Gewerkschafter Wert auf die Feststellung, dass er und seine Kollegen bereits seit Juni 2013 auf das Problem hingewiesen haben, dass die Dienstleistungen von Henry am Zug in Österreich erfolgen und diese Mitarbeiter nach dem österreichischen Kollektivertrag zu bezahlen sind. Die Gewerkschaft hat sich diese Rechtsansicht mit einem 18 Seiten starken Gutachten von der Universitätsprofessorin Michaela Windisch-Graetz untermauern lassen. Mit der Expertise soll der Verdacht des Sozialdumpings erhärtet worden sein.
"Ich glaube gar nicht, dass Herr Dogudan das mit Absicht gemacht hat, ich glaube aber, dass er in diesem Fall schlecht beraten war", sagt Tauchner im Gespräch mit dem KURIER. "Er hätte sich den ganzen Ärger ersparen können."
Stewards on train
Dieses Vorhaben wird die Gewerkschaft vida und Berend Tusch, den Vorsitzenden der Vida-Sparte Tourismus, besonders freuen. Wie der KURIER berichtet, wird es zwischen DO-&-CO-Konzernboss Attila Dogudan und Tusch ein Sondierungsgespräch in Sachen Henry am Zug geben. Einen entsprechenden Kollektivertrag für reisende Kellner (Stewards on train) muss aber die Wirtschaftskammer mit der Gewerkschaft austüfteln.
Europaweite Ausschreibung
"Abgesehen von diesen Entwicklungen haben wir eine Neuausschreibung bereits gestartet – das war zwingend notwendig, weil ja der aktuelle Vertrag ausläuft. Wir müssen europaweit ausschreiben und dieser Prozess dauert entsprechend lange bis er dann wirklich abgeschlossen sein wird", sagt ÖBB-Sprecher Braun. "Das heißt: Es hätte auch eine Ausschreibung gegeben, ohne der aktuellen Diskussion beziehungsweise die Vorwürfe gegen die DO & CO-Tochterfirma Henry am Zug."
Henry muss sich neu bewerben
Für die Bahn steht viel auf dem Spiel - nämlich das Image und die Kompetenz in Sachen hochwertiger Versorgung von Reisenden mit Speis und Trank. "Obwohl wir die Qualität des Caterings in unseren Zügen im Vergleich zu früher deutlich heben konnten und auch die Kundenzufriedenheit der Bahnkunden stark gestiegen ist, sehen wir, dass das Potenzial aus der Partnerschaft Henry am Zug und ÖBB noch nicht ausgereizt ist", fügt der Bahnsprecher hinzu. "Wir sehen auch Potenzial, dass wir das Angebot im Interesse unserer Kunden gemeinsam weiter verbessern könnten." Nachsatz: "Als Voraussetzung dafür aber muss sich aber auch Henry am Zug wieder neu bewerben, die Ausschreibung und die Kriterien gelten natürlich für alle."