Gruselige Nachrichten für Anleger zu Halloween
Das Halloween-Fest nehmen die Experten der Fondsgesellschaft M&G zum Anlass, Anlegern das Fürchten zu lehren. In sechs Punkten zeigen sie auf, was auf den Anleihenmärkten derzeit unrund läuft.
1, Staatsanleihen gelten allgemein als ein sicherer und eher langweiliger Bestandteil eines Portfolios. Um die Ecke lauern jedoch durchaus Überraschungen, wie es dieses Jahr Argentinien und Österreich vorgemacht haben.
Nachdem in Argentinien der relativ marktfreundliche Präsident Macri bei den Vorwahlen vom Populisten Fernandez geschlagen wurde, erlebten argentinische Anleihen ein Blutbad und verloren mehr als die Hälfte ihres Wertes. Aktuell werden sie mit nur noch 40 US-Dollar pro 100 US-Dollar Nennwert gehandelt.
Anleger, die dagegen auf die erste 100-jährige Anleihe Österreichs mit 2,1 Prozent bis 2117 gesetzt haben, können sich dieses Jahr für den Deal ihres Lebens auf die Schulter klopfen. Bei einer Laufzeit von fast 100 Jahren und einem AA-Rating konnte diese Emission angesichts des Abwärtsdrucks auf die Anleiherenditen ihren Wert aktuell fast verdoppeln.
2, Auf Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Segment hatten die Handelskonflikte zu Beginn dieses Jahres eine einschüchternde Wirkung. Inzwischen werden die Abwärtsbewegungen mit jedem neuen Tweet und jeder neuen Schlagzeile aber immer kleiner, und es sieht so aus, dass die Anleger des Handelskrieges allmählich müde sind.
Der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren wird nachgesagt, dass sie in Handelsfragen sogar eine noch grimmigere Haltung vertritt als Donald Trump. Durch ihre Kritik an den großen Tech-Unternehmen, die auch große Anleiheemittenten sind, wurde sie schon als "der schlimmste Alptraum der Monopolisten" bezeichnet. Die US-Wahl mag noch weit weg erscheinen, doch ein Erfolg für die Demokraten könnte die Märkte ordentlich durchschütteln.
3, Wer auf der Suche nach einer anständigen Rendite ist, kommt M&G zufolge am Markt für Hochzinsanleihen kaum vorbei. In diesem Jahr ging es dort bislang zweistellig nach oben: rund 12 Prozent in den USA und 9 Prozent bei Euro-Anleihen. Kein Wunder, dass auch Anleger, die normalerweise Investment-Grade-Anleihen bevorzugen, auf Bonität verzichten und einen Ausflug in die Welt der High Yields unternehmen.
"Doch Vorsicht: Wenn es bei bekannten Emittenten auch nur das geringste Anzeichen für Probleme gibt, neigen die High-Yield-Touristen zur Flucht, und zwar um jeden Preis. Einige Titel sind dieses Jahr schon abgestürzt, obwohl die Anleihen gar nicht ausgefallen waren, heißt es seitens der Experten.
4, Wer sich von negativ verzinsten Staatsanleihen nicht mehr erschrecken lässt, fürchtet sich vielleicht noch vor demselben Trend bei Unternehmensanleihen. Inzwischen hat die Summe aller negativ rentierenden Unternehmens-Anleihen 1 Billion Euro erreicht. Ein Großteil dieser Anleihen liegt am unteren Ende des Investment-Grade-Bereichs mit Ratings zwischen A und BBB.
5, Mit Anleihen erzielt man Einkommen, so war es immer. Aber das stimmt laut M&G nicht mehr in Deutschland, Frankreich, Japan und Großbritannien, wo die realen Renditen inzwischen sogar bis zu Laufzeiten von 30 Jahren negativ sind. Immerhin: In Italien muss man nur auf Sicht von sieben Jahren investieren, um eine inflationsbereinigte Rendite im positiven Bereich zu erzielen.
Kein Wunder, dass Anleger auf Schwellenländeranleihen setzen. Brasilien und Mexiko bieten zwar positive reale Renditen, ebenso wie die Türkei, doch hier könnte die Inflation noch für unangenehme Überraschungen sorgen – ein gruseliges Beispiel dafür, wie weit Anleiheinvestoren inzwischen gehen müssen, nur um Renditen über Null zu erzielen.
6, Der Gesamtwert der Schulden öffentlicher und privater Emittenten weltweit war noch nie so hoch wie derzeit. In der Vergangenheit stieg die Staatsverschuldung typischerweise in Kriegszeiten besonders stark an, und am höchsten war sie vor und nach dem zweiten Weltkrieg. Doch nun hat die Kreditaufnahme der Staaten in Friedenszeiten ein Rekordniveau erreicht.