Wirtschaft

"Gefährlicher Trend am globalen Energiemarkt"

Die fallenden Ölpreise trotz der Konflikte im Nahen Osten überdecken die wachsenden Gefahren für die langfristige sichere Energieversorgung der Welt, warnt die Internationale Energieagentur (IEA) im „World Energy Outlook 2014“, der am Mittwoch in London präsentiert wurde.

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Die Schieferöl-Förderung in den USA verschaffe der Welt nur eine Atempause. Die IEA rechnet mit einem Abflachen der US-Ölproduktion ab 2020. Der langfristige Trend, dass die Welt-Ölversorgung zunehmend von wenigen Ländern im Nahen Osten abhängig sei, werde durch das US-Öl kurzfrisitg verdeckt, sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol.

104 Millionen Fass Öl pro Tag werden nach Einschätzung des Ökonomen 2040 verbraucht, 90 Millionen waren es 2013. Damit diese Nachfrage auch gedeckt werden könne, müsse die Ölindustrie jährlich 900 Milliarden Dollar in die Ölförderung stecken. Angesicht der aktuell niedrigen Ölpreise und der Tatsache, dass nur wenige Länder auf Ölreserven sitzen, sei dies aber mehr als unsicher.

Abhängig von Importen

Bei Erdgas sagt Birol Europa eine zunehmende Abhängigkeit von Importen voraus. Denn zum Verbrauchswachstum um 50 Prozent bis 2040 würden alle großen Regionen der Welt außer Europa beitragen. Im Gegensatz zu Öl sieht die IEA bei Gas keine Versorgungsprobleme. Es gebe mehr als genug Gasquellen zur Deckung der Nachfrage. Schiefergas werde erheblich zur Versorgungssicherheit beitragen. Sein Anteil an der Gasförderung werde von 17 auf 31 Prozent wachsen. Die globale Nachfrage nach Kohle wird sich gegenüber den vergangenen 30 Jahren deutlich abschwächen und nur noch um 0,5 Prozent pro Jahr wachsen.

Insgesamt wird der Weltenergieverbrauch wird nach Einschätzung der IEA bis 2040 um 37 Prozent steigen – rund ein Prozent pro Jahr. Das ist nur halb so viel wie der Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts. Geringeres Bevölkerungswachstum, aber auch Fortschritte in der Energieeffizienz seien dafür verantwortlich. Die Dominanz von Öl und Gas sei jedenfalls vorbei. 2040 werde sich der Energievergleich gleichmäßig auf die vier Quellen - Öl, Gas, Kohle und CO2-freie Energieträger - aufteilen.

Positiv sieht die IEA den Ausbau der erneuerbaren Energien. Nahezu die Hälfte des Wachstums der Stromerzeugung wird von Erneuerbaren abgedeckt. Trotzdem wachse der CO2-Ausstoß bis 2040 um 20 Prozent. „Es braucht eine Balance zwischen wirtschaftlicher Vernunft und Klimapolitik. Bei 25 Millionen Arbeitslosen in Europa muss man realistisch handeln. Der World Energy Outlook zeigt: Fossile Energien werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen“, erklärte OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss.