Flexiblere Aktienquote für Privatpension
Von Ulla Grünbacher
Die Österreicher hätten bei ihrer privaten Pensionsvorsorge gerne die Quadratur des Kreises. Sehr ertragreich und zugleich bombensicher.
Die 2003 eingeführte Zukunftsvorsorge sollte diese Anforderungen erfüllen, eine staatlich Förderung nach dem Vorbild der Bausparprämie fettete das Modell auf. Mittlerweile wurden 1,6 Millionen Verträge verkauft. Was ursprünglich als lukrative Zusatzpension gedacht war, entwickelte sich aber zum Flop. Denn in der Finanzkrise, als die Aktienkurse in den Keller fielen, wurde die verpflichtende Aktienquote von 40 Prozent zur Falle. Außerdem wurde die staatliche Prämie inzwischen halbiert.
Versicherungsunternehmen und Finanzministerium verhandelten monatelang über eine Reform. Es eilt, denn die ersten Verträge laufen nach zehnjähriger Bindung derzeit gerade aus.
Nun hat man sich auf einen Gesetzesentwurf für die Zukunftsvorsorge neu geeinigt. Die Begutachtungsfrist läuft bis 17. Mai. Ende Mai wird der Regierungsbeschluss erwartet. Im Sommer soll die Novellierung, die aber nur für Neuverträge ab 31. Juli 2013 gilt, in Kraft treten. Finanzministerin Maria Fekter ist zufrieden: „Die Reform schafft Sicherheit.“
Die wichtigste Änderung betrifft die Aktienquote. Für unter 50-Jährige soll der Aktienanteil an der Gesamtveranlagung zwischen 15 und 60 Prozent liegen, für Ältere zwischen fünf und 50 Prozent. 2010 wurde der Aktienanteil bereits auf mindestens 30 Prozent für unter 45-Jährige, 25 Prozent für über 45-Jährige und 15 Prozent ab 55 Jahren gesenkt. Die Versicherungen sollen ab nun flexibler auf den schwankenden Kapitalmarkt reagieren können. Generali-Österreich-Chef Peter Thirring ist mit der vorgesehenen Änderung der Aktienquote zufrieden. Die Novelle, die natürlich ein Kompromiss sei, hält er grundsätzlich für gut.
Details der Regelung
Weitere Punkte der Reform: Die Kapitalgarantie bleibt bestehen. Die Kosten und Gebühren sollen für die Konsumenten transparenter gestaltet werden.
Der staatliche Zuschuss, der ein Mal jährlich an das allgemeine Zinsniveau angepasst wird, beträgt heuer 4,25 Prozent. Gefördert werden derzeit jährlich höchstens 2445 Euro.
Bei einem Streit-Punkt hat die SPÖ in den langwierigen Verhandlungen eingelenkt. Es geht um jene Kunden, die sich am Vertragsende das angesparte Kapital lieber in bar auszahlen lassen und nicht als lebenslange Rente. Hier wollte die SPÖ die Rückzahlung der gesamten staatlichen Förderung. Durchgesetzt hat sich jedoch die Lösung, dass – wie in der geltenden Regelung – nur die Hälfte der staatlichen Zuschüsse rückerstattet werden muss.
Nach Ablauf von zehn Jahren Vertragsdauer haben Konsumenten, die eine Zukunftsvorsorge alt abgeschlossen habe, die Möglichkeit, in die neue Regelung umsteigen. Dafür fallen keine Kosten an.
Angst vor Altersarmut
Jeder zweite Österreicher fürchtet sich vor Altersarmut, doch Sparen ist in Österreich weniger beliebt als in anderen Ländern. Österreich liegt punkto Vorsorgebewusstsein hinter Ländern wie Portugal, Italien, Frankreich und Großbritannien.
Ein Großteil der 11.268 vom Kölner Marktforschungsinstitut YouGov Befragten befürchtet, den Lebensstandard im Alter nicht halten zu können. Vor allem um die staatliche Pension machen sich viele Befragte Sorgen. 53 Prozent der Österreicher fühlen sich finanziell nicht in der Lage, privat für das Alter vorzusorgen.
Das private Finanzvermögen in Österreich ist im Vorjahr auf 484 Milliarden Euro gestiegen, ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber 2011. Der Wertzuwachs betrug inflationsbedingt nur 1,7 Prozentpunkte, der Rest entfiel auf Neuveranlagungen. Dabei zeichnet sich ein klarer Trend hin zu sofort verfügbaren Veranlagungen ab. Schon knapp 20 Prozent des Finanzvermögens sind Bargeld oder täglich fällige Einlagen wie Gehaltskonten.