Wirtschaft

Fachkräftemangel ja, höhere Gehälter nein

Die hohe Nachfrage nach Fachkräften führt nicht unbedingt zu höheren Gehältern. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Gehaltsreport des Jobportals StepStone. So würden selbst IT-Experten schlechter bezahlt als das Interesse an ihnen vermuten lässt.

Laut StepStone-Report beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt in technischen Ausbildungsberufen aktuell rund 45.000 Euro brutto. Es liegt damit deutlich unter der Bezahlung von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst, Personalwesen oder Verkauf.

Rund 55.000 Euro nehmen digitale Talente pro Jahr mit nach Hause, rund 11.000 Euro weniger als etwa Beschäftigte im Finanzbereich. „Arbeitgeber sollten dringend ihre Lohnschemata überdenken, wenn sie im ‚war for talents‘ weiterhin bestehen wollen“, rät Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich.

Mehr als 220.000 offene Stellen

Die Nachfrage nach Fachkräften war im ersten Halbjahr weiterhin hoch, aber leicht unter dem Vorjahresniveau. StepStone wertete Stellenausschreibungen in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen aus und zählte insgesamt 221.717 offene Stellen, darunter gut 32.000 im technischen Bereich und knapp 30.000 IT-Spezialisten.

Am stärksten war die Nachfrage in Ballungsgebieten und Industriezonen. So wurden in Wien im ersten Halbjahr 2019 gut 66.000 Fachkräfte gesucht, in Oberösterreich rund 42.000 und in Niederösterreich und der Steiermark noch gut 27.000. Außer in Niederösterreich und im Burgenland ging die Nachfrage nach Fachkräften in allen Bundesländern leicht zurück.

Gehälter variieren stark

Der auf  IT-Experten spezialisierte Personalberater Markus Baldauf (MBMC) sieht sehr wohl einen „Gehaltsknick nach oben“ in der IT-Branche. Weil die Bezahlung je nach Ausbildung, Branche, Einsatzgebiet oder Position stark variiere, seien  Durchschnittswerte hier wenig aussagekräftig. Vor allem neue Berufe rund um die Digitalisierung werden ob des Mangels sehr gut bezahlt.

Mehr Benefits

Gesuchte Fachkräfte seien aber längst nicht mehr mit dem Gehalt allein zu ködern, weiß der Headhunter. „Betriebe versuchen   immer öfter mit diversen Benefits eine Stelle attraktiver zu machen.“  Home-Office-Möglichkeit oder Gratis-Tickets für diverse Freizeitangebote  stünden bei jungen Fachkräften hoch im Kurs, während gut dotierte „All-Inclusive-Verträge“ eher wenig gefragt seien. Als Einstiegsgehalt könnten etwa HTL-Absolventen derzeit mit 1900 bis 2000 Euro brutto rechnen. Die Spezialisten lägen deutlich darüber.

Arbeitssuchende berichten, dass viele Stellen von Leiharbeitsfirmen kommen und häufig mehrfach ausgeschrieben würden. Manchmal gehe es gar nicht um den konkreten Job, sondern um das Anlegen eines Bewerberpools.

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