EZB gibt Banken Kredite in Billionenhöhe
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Banken im Euroraum in der Corona-Krise nun mit Krediten in Billionenhöhe versorgt. Wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte, erhalten die Geldhäuser in einer neuen Kreditrunde längerfristige Darlehen in Höhe von 1,31 Billionen Euro. Die Nachfrage der Banken lag etwas über den Erwartungen von Analysten.
Bei der Zuteilung handelt es sich jedoch um eine Bruttogröße. Abzüglich anderer fälliger EZB-Kredite von etwa 760 Milliarden Euro liegt die Summe neuer Kredite tiefer.
Die Kredite (TLTRO III) haben eine Laufzeit von drei Jahren. Insgesamt haben 742 Banken die neuen Kredite nachgefragt. Die hohe Nachfrage erklärt sich auch damit, dass die Banken mit der Kreditaufnahme Geld verdienen können. Dies wird möglich, weil der Zinssatz der Kredite unter dem Einlagensatz der EZB liegt, soweit die Kredite von den Banken an die Wirtschaft weitergereicht werden. Dies soll den Banken einen Anreiz bieten, Unternehmen und Verbraucher in der Coronakrise mit ausreichend Kredit zu versorgen.
Nach Berechnungen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) können die Banken mit der Kreditaufnahme unter dem Strich bis zu 6,5 Milliarden Euro verdienen. "Da dieser günstige Langfristtender nicht eine einmalige Gelegenheit war, sondern noch weitere Geschäfte diese Ertragschance bieten, dürfte die Flutwelle an Zentralbankgeld nicht so schnell abebben", kommentierte Helaba-Analyst Ralf Umlauf.
Konjunktur
"Der Billionen-Maßstab wird im Rahmen der Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der Coronakrise zunehmend zur Regel", unterstrich Uwe Burkert, Chefökonom der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er beziffert den Netto-Zufluss an EZB-Krediten auf 560 Milliarden Euro. "Die Euro-Währungshüter setzen alle Hebel in Bewegung, um die Konjunktur zu stützen", resümierte Burkert.
Die EZB hat ihre Geldpolitik in der Coronakrise, wie auch andere Notenbanken, extrem gelockert. Die jetzige Kreditrunde ist Teil ihrer Strategie, die Wirtschaft in der Krise mit liquiden Mitteln und Krediten zu versorgen. Darüber hinaus hat sie den Erwerb verschiedener Wertpapiere, darunter Staatsanleihen der Euroländer, in Höhe von 1,35 Billionen Euro angekündigt. Dieses Notprogramm namens PEPP soll bis mindestens Mitte 2021 laufen.