Wirtschaft

Ex-Mitarbeiter rechnet mit IWF ab

Nach 20 Jahren Dienst schäme ich mich dafür, dass ich jemals mit dem Fonds zu tun hatte." Wenig wehmütig blickt Peter Doyle auf seine Zeit beim Internationalen Währungsfonds zurück – nach zwei Jahrzehnten Dienst verlässt der Ökonom den Fonds und nutzt die Gelegenheit via Kündigungsschreiben mit seinem alten Arbeitgeber abzurechnen. Doyle war in der Europa-Abteilung des IWF für Schweden, Dänemark und Israel beschäftigt.

Vor allem zwei Dinge prangert der scheidende Ökonom in dem eineinhalb Seiten langen Brief an das Direktorium des IWF an: So habe der Währungsfonds zum einen wichtige Informationen über die Schuldenkrise in Europa unter Verschluss gehalten. Experten des IWF hätten wohl Risiken in der Eurozone frühzeitig erkannt, doch wurden die Warnungen durch die Führungsriege unterdrückt. Als Folge stehe der Euro nun am Abgrund.

IWF-Insider, die namentlich nicht genannt werden wollen, sagten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, es bestehe die Sorge, dass der Fonds bei der Rettung europäischer Krisenländer weniger unabhängig agiere als etwa bei der Kapitalversorgung von Schwellenländern. Der IWF bildet mit der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) die sogenannte Troika, die Rettungspakete für angeschlagene Euro-Länder schnürt.

Europa Dominanz

Zum anderen kritisiert Doyle die europäische Vorherrschaft im IWF, der traditionell von einem Europäer geleitet wird. Generell lief die Besetzung des Managements für Doyle über die letzten Jahre katastrophal. Und auch die amtierende Chefin Christine Lagarde kommt nicht gut weg: "Auch die derzeitige Amtsinhaberin ist vorbelastet. Denn weder ihr Geschlecht noch ihre Integrität oder ihr Elan können über grundlegende Unrechtmäßigkeiten beim Auswahlprozess hinwegtäuschen."

Den IWF sieht Doyle streng hierarchisch geprägt und von politischen Machtspielen beeinflusst, wenngleich Doyle abschließend zugibt: "Es gibt viele gute Leute hier. Aber einer von ihnen geht. Sie sollten aufpassen, dass Sie nicht auch noch den Rest verlieren."

Ein IWF-Sprecher sagte als Reaktion, die Kritikpunkte Doyles seien nicht neu. Sie fänden sich auch in Berichten des IWF wieder. Der IWF hatte in der Vergangenheit bereits Fehler etwa bei der anfänglichen Einschätzung der globalen Finanzkrise eingeräumt.